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M A H L Z E I T
BIRKASH BEI KAIRO
ä sä ËGYPTENSä GRTERä
Kamelmarkt wurde bis 1995 in Imbaba am
Stadtrand von Kairo abgehalten, dann wurde er
weit ins westliche Umland verlegt, um Platz für
die wachsende Stadt zu schaffen. Nun fahren
Saleh Abdul Fadlallah und die übrigen Kamel-
makler aus Kairo und Giseh mit Sammeltaxis
ins 35 Kilometer entfernte Birkash – eine chao-
tische, laute Fahrt. Verkehrsregeln scheinen
unbekannt zu sein, die Sammeltaxis halten auf
Verlangen überall und ohne Vorwarnung, und
ständig wütend gehupt wird.
Für die Kamele ist die Reise zum Markt
noch weit anstrengender: Manche werden
über Tausende Kilometer hierhergetrieben
oder zusammengepfercht auf Schiffen aus
Somalia, dem Sudan, Äthiopien und aus ganz
Ägypten herangeschafft. Viele wurden unter-
wegs auf anderen Märkten angeboten und
nicht verkauft. In Birkash kommen sie auf
offenen Lastwagen zusammengepackt wie Öl-
sardinen an, um als Lasttiere oder Schlacht-
vieh verkauft zu werden.
Ein Vorderbein hochgebunden, um sie am
Laufen zu hindern, trampeln zehn unbeaufsich-
tigte Kamele Staub und Sand in der Mitte der
Hauptstraße auf, die durch den Markt von
Birkash führt. Ihr Wächter kommt aus seiner
Schlafkoje hervor und prügelt sie schreiend
zurück in den Pferch seines Chefs. Brüllend
und spuckend humpeln die Kamele durch das
Gatter zu den übrigen 50 Tieren, die bereits
den Spießrutenlauf hinter sich haben.
Manche der Männer, die auf dem Markt ar-
beiten, wohnen hier, andere pendeln. Saleh
fährt in der Regel nach Hause, doch er nimmt
die meisten Mahlzeiten hier ein, und das heißt
fast immer an sieben Tagen der Woche. Die
Großmakler haben Büros und eigene Pferche
und beauftragen andere mit der Abwicklung der
An- und Verkäufe von Tausenden von Tieren, die
täglich den Markt durchlaufen.
Noch vor Tagesanbruch gibt es im haupt-
sächlich von Händlern und Tiertreibern besuch-
ten Marktrestaurant Frühstück: Ful Medames,
Püree von dicken Bohnen mit Öl und Knob-
lauch, Eier, frisches Fladenbrot und Tee. Ein
knallrotes Schild wirbt für Coca-Cola. Die Wer-
bung kommt offenbar an, denn zur Förderung des
Geschäfts geben die Makler gern einen Drink
aus. Die Spezialitäten des Hauses – Fleisch
aller Art – werden erst später serviert, der Wirt,
gelernter Metzger, ist noch in der Küche mit der
Zubereitung beschäftigt. Er wird nur wütend,
wenn die Kamele zu dicht an sein Lokal kom-
men und anfangen, die Tische abzulecken.
FRÜHSTÜCK
Eier (2), 106 g, gebraten mit Butter, 1 EL, serviert mit dicken Bohnen in Knoblauch,
Zitronensaft, Kreuzkümmel und Öl (nicht im Bild), 145 g, und Fladenbrot, 240 g
s
Bratkartoffeln, 36 g
s
Tomaten, 170 g, mit Salz, 0,5 TL
s
Fetakäse, 104 g
s
Schwarztee, 115 ml, mit Zucker, 1 EL
s
gekochtes Wasser, 200 ml
MITTAGESSEN
Ziegenfleischbrühe mit Knochen, 190 g
s
Kartoffel-Tomateneintopf mit Zwiebeln,
Knoblauch, Kreuzkümmel, Baharat (ägyptische Gewürzmischung) und Öl, 190 g
s
Judenmalvensuppe
mit Hühnerbrühe, Butter, Knoblauch und Koriander, 125 g
s
weißer Reis, 210 g
s
Schwarztee, 115 ml,
mit Zucker, 1 EL
ABENDESSEN
Fladenbrot, 240 g
s
Fetakäse, 65 g
s
weißer Reis, 175 g
s
Bratkartoffeln, 40 g
s
Schwarztee, 120 ml, mit Zucker, 1 EL
s
gekochtes Wasser, 200 ml
IM LAUFE DES TAGES
Schwarztee (6), 0,6 l, mit Zucker, 70 g
s
Zigaretten, eine Packung (20 Stück)
KALORIEN*
3200
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äCMäsä'EWICHT ä äKG
* Die Schale unten rechts (weiteres Ziegenfleisch mit Brühe) steht stellvertretend für die fehlenden Bohnen und ist nicht in der
Kalorienrechnung enthalten.
ÄGYPTEN
EINE TAGESRATION
IM APRIL
Saleh Abdul Fadlallah
Der Kamelhändler