Level 4 (Grundtext)

Theorie des Homokumulats I

 

Definition des Themas und der allgemeine Plan der Untersuchung. Form und Formverhalten. Die Unfruchtbarkeit des Redundanzbegriffs. Was ist ein Homokumulat? Grundaspekte der Anhäufung von Gleichem. Die Hypothese von der Homokumulativitäts-Gier. Wie läßt sich diese Hypothese überprüfen. Die Identifikation des Homokumulats und ihre Tücken. Motivative Relevanz der Anhäufung. Anwesenheit des CIF-Syndroms. Die vorweggenommene Bilanz der Überprüfung: die Verallgemeinerung ist anscheinend richtig, gibt analytisch viel her und füllt eine Lücke im biologischen Bild des Menschen.

 

Zum Genus proximum dessen, worum es uns hier geht, gelangen wir am leichtesten, indem wir die metrische Information der Informationstheorie und das, was diese Theorie »Redundanz« nennt, zur Form zusammenziehen und anderen Informationsarten als »Inhalten« gegenüberstellen.

Das Beispiel unserer Neugier berechtigt uns zu der Feststellung, daß der Mensch zur Form der Information oder genauer gesagt zu bestimmten Besonderheiten dieser Form ein intrinsisch motiviertes oder konsummatorisches Verhältnis haben kann. Die damit umrissene Kombination von Merkmalen (Consummation/Information/Form) werden wir im folgenden das CIF-Syndrom nennen und das durch sie charakterisierte Verhalten abgekürzt ein Formverhalten.

Im Falle einer Neugier erregenden Neuheit ist die Besonderheit offenbar ein hohes Konzentrat der metrischen Information. Das führt uns zu der Frage, ob der Mensch auch im Bereich der Redundanz ein ähnliches Formverhalten an den Tag legt. Wohlgemerkt denken wir dabei nicht etwa an jene ökonomisierende Extraktion der Gesetzmäßigkeit, bei der die Wiederholungen im Weltverlauf gleichsam »ausgepreßt und weggeworfen« werden, sondern an Redundanz als Selbstzweck bzw. an eine Art ihrer Konsummation, die sie voll beibehält oder höchstens vermehrt. Es besteht eine starke Tendenz, die Frage mit ja zu beantworten, doch hat es diese Meinung bisher anscheinend zu keiner wirklich konsolidierten Theorie gebracht; und der wichtigste Grund dafür ist in meinen Augen der Begriff selbst. Erstens kann man »Redundanz« im Grunde gar nicht anders definieren als negativ, und zweitens hat sich um diesen Kern herum eine ganze Menge abschätziger Werturteile angesammelt, die unseren Forschungsgeist praktisch lahmlegen: was gäbe es denn da viel zu entdecken?

Um die Blockade zu durchbrechen, wollen wir für das, was wir bisher als Redundanz bezeichnet haben, einen neuen, unbelasteten Terminus einführen, der uns gestatten wird, den Sachverhalt unabhängig von der Informationstheorie, negationsfrei und wertneutral zu beschreiben. Dieser Terminus ist die Homokumulativität der Information, d.h. ihre Eigenschaft, daß sie gruppiert zu Homokumulaten auftreten kann. Und was ist ein Homokumulat? Ein Homokumulat (von homos »gleich« und cumulare »anhäufen«) ist ein räumlich, zeitlich usw. zusammenhängendes Gebilde aus mehr als einer und insbesondere aus vielen identischen Informationseinheiten (die ihrerseits elementar oder auch sehr komplex sein können).

Nach diesem Befreiungsakt sind wir nun in der Lage, uns der Schlüsselbeobachtung zu widmen, von der die vorliegende Untersuchung ausgeht: es gibt mehrere Erscheinungsformen, »Arten« oder noch besser Aspekte der Anhäufung von Gleichem.

(1) Das einfachste Gesicht des Homokumulats ist natürlich eine extensionale Menge von diskreten Informationseinheiten.

(2) Bei einem Informationskontinuum fällt allerdings diese interne Gliederung weg und es bleiben nur die äußeren Grenzen seiner räumlichen, zeitlichen usw. Ausdehnung übrig; hier führt die Homokumulation also lediglich zur Extensität.

(3) Doch weder Menge noch Extensität schließt fremdartige Einschlüsse aus. Deshalb ist der nächste Homokumulativitätsaspekt eine möglichst konsequente Abwesenheit solcher Einschlüsse oder die innere Reinheit der Anhäufung.

(4) Handelt es sich bei den Einschlüssen um Leerstellen, dann steht die Lückenlosigkeit des Homokumulats auf dem Spiel.

(5) Und der Sonderfall einer exakten Wiederholung impliziert neben Reinheit und Lückenlosigkeit noch eine weitere Homokumulationslinie, als deren Einheit die Korrespondenz zwischen je einer Einzelheit zweier komplexerer Ganzen fungiert.

(6) Nun aber zu etwas ganz anderem: auch eine quasi punktuelle Intensität kann letzten Endes nur als eine Anhäufung von Gleichem verstanden werden, so sehr man traditionell vor allem den Gegensatz zwischen ihr und der Extensität hervorhebt; auch sie ist also eine Erscheinungsform des Homokumulats.

(7) Besonders deutlich wird das bei der Dichte der Informationseinheiten als einer Übergangsform zwischen Intensität und Menge, die deren wesensmäßige Identität unterstreicht.

(8) Und nicht zuletzt gibt es da noch die intensionale Homokumulativität eines Unterschiedes, in dem sich viele gleiche Differenzeinheiten überlagern. Grenzen die unterschiedenen Dinge räumlich, zeitlich usw. aneinander, dann kommt es durch diese Überlagerung zu einem charakteristischen »Sprung« oder scharfer Kontur.

(9) Aber auch das ist keine strikte Bedingung, weil zwei Sachverhalte, die an entgegengesetzten Enden einer potentiellen Übergangsreihe liegen, noch in einiger Entfernung einen klaren Kontrast ergeben. Wichtig ist es nur, solche homokumulativ quantifizierte Unterschiede von den einfachen zu unterscheiden und mit der »Kontrast«-Etikette entsprechend sparsam umzugehen.

Damit ist die Liste zwar keineswegs abgeschlossen, weil sich aus diesen von uns identifizierten »Aspekten erster Ordnung« noch viele weitere ableiten lassen, doch das Prinzip ist schon jetzt klar. Die Homokumulativität ist offenbar eine Erscheinung mit reicher »Phänomenologie«, ein Zustand, der sich in allerlei auseinanderstrebende Unterformen verzweigt und konkret sehr Verschiedenes bedeuten kann, oder vom anderen Ende her betrachtet, ein ganzes Bündel von oft völlig unverwandt scheinenden Formeigenschaften konvergiert zu ihr als seinem gemeinsamen Nenner und Wesenskern, kurzum: sie kann und muß wohl als Vieles-in-einem-und-eines-in-vielem aufgefaßt werden. Merkwürdigerweise ist bisher meines Wissens noch niemand auf diesen relativ einfachen Gedanken gekommen. Aber vielleicht ist das doch nicht so unlogisch, wenn man bedenkt, wie sinnwidrig es einem vorgekommen wäre, z.B. die Intensität als bloße Redundanz hinzustellen. Hier sehen wir also die konnotative Blockade am Werk und beginnen die Notwendigkeit unseres Neologismus zu verstehen.

Seine wichtigste praktische Folge besteht natürlich darin, daß dank ihm Aussagen formulierbar werden, deren Geltung sich auf alle Erscheinungsformen der Anhäufung von Gleichem erstrecken wird. Und unter diesen Aussagen wird uns in der vorliegenden Untersuchung vor allem eine interessieren. Im Korpus unserer Tradition gibt es seit jeher verstreute Beobachtungen, die dem einen oder anderen genannten oder noch ungenannten Homokumulativitätsaspekt eine uns intrinsisch motivierende Kraft zuschreiben. Derartige Beobachtungen kann man nun mit dem sich auf die Redundanz selbst beziehenden Motivationsverdacht  in Verbindung bringen und folgende Hypothese aufstellen: was da beim Menschen eine Konsummation der Information als Form auslöst,  ist die Homokumulativität als solche – ein hohes Konzentrat der Anhäufung von Gleichem in irgendeiner von ihren aspektuellen Facetten.  Und den sich daraus ergebenden Verhaltenskomplex werden wir von nun an Homokumulativitäts-Gier nennen, um damit die Parallele zur Neugier und die »Symmetrie« innerhalb des Formverhaltens zu unterstreichen.

Wie aber läßt sich diese Annahme überprüfen? Der ideale Schiedsrichter wäre hier natürlich die Neurophysiologie, doch die ist zur Zeit noch weit entfernt von einer dezidierten Antwort auf irgendwelche Motivationsfragen. Deshalb bleibt uns nur die Möglichkeit einer indirekten Überprüfung durch die Analyse des menschlichen Verhaltens, was in diesem Fall praktisch einer Analyse der menschlichen Kultur gleichkommt; je mehr Homokumulativitätsgier wir darin entdecken, umso besser für unser theoretisches Konstrukt. Und damit ist das Strickmuster unserer Untersuchung in großen Zügen vorgezeichnet: es gilt, das gesamte Feld der dem Menschen äußerlich oder innerlich, bewußt oder unbewußt zugänglichen Information möglichst systematisch nach Fällen einer solchen Gier abzusuchen (wobei wir vielfach auch die Systematik selbst werden improvisieren müssen).

Grundsätzlich sollte dabei jede einzelne Entscheidung in drei methodischen Schritten erfolgen. (Bei unserer Art der Katalogisierung im Rahmen eines halbwegs lesbaren Diskurses werden freilich Kürzungen nicht zu vermeiden sein.)

A. Worin besteht die Homokumulativität der untersuchten Information? An sich sind die Eigenschaften, die wir meinen, keineswegs neu; die Schwierigkeiten liegen woanders. Einerseits sind die Aspekte jeder für sich allein nicht universal: schon für die oben angeführten Beispiele gilt, daß sie jeweils in vielen Fällen einfach nicht aktuell sind, ja daß sie selbst theoretisch kaum alle gleichzeitig auftreten können, und bei ihren entsprechend spezielleren Ableitungen kommt das noch viel stärker zum Ausdruck; oft stehen am Ende einer solchen Reihe reine Ad-hoc-Eigenschaften, die sich auf eine einzige Art von Informationen beziehen. Damit geraten nun diese Aspekte allesamt in eine faktische Abhängigkeit vom Inhalt, die ihre isolierte Betrachtung formal wenig sinnvoll erscheinen ließ. Andererseits umfaßt das Homokumulationspotential der Information aber doch bei den meisten Inhalten nicht nur einen, sondern gleich mehrere Aspekte, wobei man verschiedene Varianten des Zusammenspiels beobachten kann: von automatischen Implikationen (auch sonst läßt sich eine strenge Trennung der Aspekte in der Praxis nur schwer aufrechterhalten) über Konjunktionen bis zu alternativen, einander ausschließenden Möglichkeiten der Anhäufung von Gleichem. Darauf ist man offenbar noch viel weniger aufmerksam geworden, da es bisher keinen überzeugenden Grund gab, verschiedene Aspekte untereinander in Beziehung zu bringen. Und überhaupt legte man dem ganzen Komplex gegenüber jene charakteristische Achtlosigkeit, ja Blindheit an den Tag, zu der es kommt, wenn jemand etwas an sich zwar Bemerktes in keinen Sinnzusammenhang zu stellen und als Problem aufzufassen weiß – ohne Theorie gibt es eben keine Tatsachen.

Das Prinzip des Homokumulats schafft in allen diesen Punkten Abhilfe: es ist eindeutig universal, denn irgendeine Art der Anhäufung ist bei jedem Inhalt denkbar; es definiert das »eigentlich Formale« an den Aspekten als eine allen gemeinsame Komponente, die ihre paradigmatische und syntagmatische Zusammenschau ermöglicht; und durch diese Zusammenschau erhalten sie eine kontextuelle Bedeutung, die sie voll in unser Bewußtsein hebt. Das konkrete Instrument ihrer Vereinheitlichung ist allerdings, wie schon aus unseren Musterbeispielen hervorgeht, eine im Grunde mathematische Interpretation – und zwar sehr oft von Sachverhalten, bei denen sie bisher alles andere als üblich war. Deshalb ist es gar nicht so leicht, diese scheinbar einfache Form in allen ihren »Verkleidungen« erkennen zu lernen; bei den dazu erforderlichen Primäranalysen wird wohl mancher Kopf ins Rauchen geraten. Ich glaube jedoch, daß sich die Mühe lohnt. Zwar sind sicher auch mir noch viele feinere Erscheinungsformen des Homokumulats entgangen, aber schon das, was ich identifizieren konnte, ist imposant genug. Die Anhäufung von Gleichem ist allem Anschein nach ein Ding mit tausend Gesichtern, ein gewaltiger Formenbaum, wie er sich bisher nicht einmal träumen ließ – fast bei jedem Inhalt drückt sie sich in einer etwas anderen Kombination von Aspekten aus, so daß die analytische Spannung niemals verlorengeht, worauf man z.B. bei einer Katalogisierung unserer Erfahrungen mit der Neuheit kaum hoffen könnte. (Ebendeswegen denkt auch niemand daran.)

B. Ist die festgestellte Homokumulativität der Information motivativ relevant? Löst gerade sie die beobachtete Reaktion aus? Wie gesagt, ist in manchem Fall schon unsere Überlieferung dieser Meinung, obwohl sie meist gar nicht ahnt, daß es sich bei der von ihr als Ursache genannten Eigenschaft um eine Anhäufung von Gleichem handelt. Aber auch wo eine derartige Reflexion vorerst fehlt, ist die Antwort nicht schwer: gewöhnlich stößt man, wenn man sich ein bißchen umsieht, sehr bald auf Informationsreihen, in denen andere Faktoren gleichbleiben und nur dieser eine variiert, und vielfach sind in der Beziehung sogar gezielte Experimente möglich. Dasselbe gilt übrigens auch für die spezielle Unterfrage nach der Relevanz der einzelnen Homokumulativitätsaspekte  im Rahmen einer beobachteten Konjunktion, und die Ergebnisse bestätigen unter anderem, daß sich die formale Anziehungskraft der Aspekte summiert.

C. Aber geht es dabei wirklich um eine Konsummation der Information als Form, bei der der Inhalt lediglich als Träger und Adresse einer »abstrakten« Informationsqualität fungiert? Hier zeigt sich am deutlichsten die Schwäche unserer indirekten Methode, denn wir können nur durch Introspektion und Beobachtung von Mitmenschen die Aktualität jener inhaltlichen Motive, die uns in einem bestimmten Fall denkbar erscheinen, nach unserem besten Wissen und Gewissen ausschließen, und ein solches Verfahren ist bestenfalls proto-wissenschaftlich; ratsamer ist es wohl, von einer Übereinstimmung innerhalb unserer allgemeinen kulturellen Tradition zu sprechen. Auf diese Übereinstimmung werden wir uns also im folgenden berufen und sie bisweilen etwas extrapolieren, ohne dabei die Grenzen ihrer Verläßlichkeit aus den Augen zu verlieren (sicher ist mancher CIF-Befund in diesem Buch falsch), aber auch ohne uns durch unnötige Skrupel abschrecken zu lassen, denn schließlich wird das Verfahren von der wissenschaftlichen Neugierforschung – wenn auch nur faute de mieux – anstandslos akzeptiert und verwertet.

Und wie lautet, kurz vorweggenommen, das Fazit unserer Überprüfung?

1. Ich habe keine Eigenschaft gefunden, die sich als Homokumulat interpretieren ließe und zugleich nicht imstande wäre, eine CIF-Reaktion auszulösen. Dieses Ergebnis macht die grundsätzliche Richtigkeit unserer Verallgemeinerung so wahrscheinlich, wie man das eben von einem induktiven Beweis erwarten kann. (Und weil die motivativen Auswirkungen bei allen Homokumulativitätsaspekten gleich sind – daher übrigens auch ihre Austauschbarkeit –, dürfen wir im analytischen Einzelfall einfach die Liste der uns bekannten Aspekte durchgehen und daraus das Homokumulationspotential des betreffenden Inhalts ermitteln; sogar eine falsche aspektuelle Einordnung hat unter diesen Umständen keine nachteiligen Folgen, denn der Tatbestand, auf den es ankommt, ist offenbar ausschließlich der einer wie auch immer gearteten Anhäufung von Gleichem.)

2. Die explanatorische Ergiebigkeit unserer Annahme ist sicher ungemein groß. Es lassen sich so viele Verhaltenselemente auf die Homokumulativitätsgier zurückführen, daß an ihre vollständige Aufzählung gar nicht zu denken ist – schon eine eher knappe Auswahl und Übersicht wird ein paar hundert Seiten verschlingen. Die Fülle ergibt sich zum Teil aus einer beträchtlichen Erweiterung des traditionellen Denkrahmens des Formverhaltens und zum Teil daraus, daß es anscheinend sehr oft gerade die Homokumulativität der Information ist, die eine CIF-Reaktion auslöst, d.h. die Homokumulativitätsgier erklärt, ähnlich wie die Neugier, einen Großteil des Gesamtphänomens und sondert innerhalb seiner Grenzen eine umfangreiche Unterklasse von Erscheinungen mit einer einheitlichen eigenen Theorie heraus. Entscheidend ist jedoch der Umstand, daß diese Theorie in der analytischen Schärfe andere Interpretationen des Formverhaltens deutlich übertrifft; sie läßt die pauschale Floskel weit hinter sich und stürzt sich ins konkrete Detail, von dem sie so viel zu erzählen hat, daß sie daran fast erstickt.

3. Und dabei erweckt sie im breitesten Motivationskontext den Eindruck einer »richtigen Spezialisierung«: sie erklärt vor allem solche Sachverhalte, die das nach unserem Gefühl auch wirklich nötig haben, denn ihre Kompetenz verdichtet sich in einem besonders exponierten und umstrittenen Bereich des menschlichen Ethogramms. Meist trifft sie nämlich auf Verhaltensweisen zu, in denen unsere humanistische Tradition geradezu das Menschlichste am Menschen erblickt und sie deshalb an die Spitze der individuellen »Selbstverwirklichung« stellt, und sehr oft sind das zugleich diejenigen Verhaltensweisen, die sich wohl am hartnäckigsten einer naturwissenschaftlich plausiblen Erklärung widersetzen; sie kommen einem einfach nicht bio-logisch vor, so als würde an dieser Stelle der Übersprung in eine radikal andere, bizarre und rätselhafte Motivationslogik erfolgen, und selbstverständlich ist diese Achillesferse der naturwissenschaftlichen Anthropologie ein Trumpf in der Hand des anthropologischen Dualismus.

Das Homokumulat ist nun – gerade wegen der eingangs erörterten »Banalität« der Redundanz – im Prinzip zweifellos ein naturwissenschaftliches Konzept, das, wenn überhaupt irgendeinen, dann einen biologischen Intelligibilitätsgewinn verspricht. Und sollte sich der oben umrissene Bereich des menschlichen Verhaltens am Ende dennoch als einer derartigen Erklärung zugänglich erweisen, dann wären wir einem neuen anthropologischen Monismus zumindest einen beträchtlichen Schritt näher gekommen. Freilich wären auch damit bei weitem nicht alle mit einem solchen Monismus zusammenhängenden Probleme gelöst; wir versteifen uns ja nicht einmal darauf, daß wir jetzt das gesamte Formverhalten des Menschen verstehen, obwohl die entsprechend vereinfachte Frage »Inhalt, Neuheit oder Homokumulat?« meist zu einem recht brauchbaren Ergebnis führt. Ausschlaggebend ist für uns nur der ausgesprochen komplementäre Charakter unserer Hypothese, die offenbar genau in eine bestehende Lücke paßt und dadurch das ganze Bild weit über die Grenzen ihres eigentlichen Geltungsbereichs hinaus verändert.

All das sind meiner Meinung nach ziemlich gute Zeichen, aus denen man zwar nicht zuviel folgern soll, die es aber zusammengenommen dennoch sinnvoll erscheinen lassen, den durch unsere Intervention möglich gewordenen neuartigen Diskurs über den Menschen mit allen seinen Unvollkommenheiten versuchsweise zu wagen. In den restlichen Kapiteln dieser Einleitung wollen wir zunächst auf einige allgemein-theoretische Implikationen unserer Grundannahme hinweisen.

 

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