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mr Enrico Fodde, York

GEGENWÄRTIGE KOLONIALARCHITEKTUR

Die Hauptaufgabe dieser Zusammenfassung ist die Transformation der Kolonialstädte (die noch heute kolonialisiert werden) im letzten Jahrhundert zu illustrieren. Der Einfluss der Kolonialarchitektur erreicht seine Apotheose in der islamischen Welt, wo die moderne, koloniale und islamische vernakulare Architektur dicht zusammensteht. Dies verursacht meistens eine Desintegration traditioneller Bauformen, wobei der Verlust der kulturellen Identität folgt. Dies geschieht auf zwei Ebenen: Architekturunternehmen aus dem Westen kolonialisieren kulturell die Entwicklungsländer, indem sie eine standardisierte westliche Architektur im nicht angepassten Klima aufdringen. Lokale Architekten begeistern sich mehr und mehr für die Arbeit der westlichen Architekturunternehmen und versuchen sie nachzumachen, was zu schädlichen Resultaten führt.
Die letztere Ebene ist die schädlichste: urbane Vorstädte in der dritten Welt zum Beispiel sind ein Konglomerat von Betonschachteln geworden.
Im Tal Draa (Süd-Marokko) sind die Vorstädte kolonislisiert mit zahlreichen neuen Gebäuden; wörtlich eine Betonvariante traditineller Gebäude aus gestauchter Erde. Diese Gebäude sind aus einem verstärkten Betonskellet und tragender Betonfüllung zusammengesetzt; meiner Meinung nach sind sie ungeeignet, weil sie strukturell zu gross sind und weil sie sich nicht an das lokale Klima anpassen. Ausserdem beachtet man das Bedürfnis nach der Privatsphäre, die typisch für die traditionell introvertierten Gebäude war; das ist wiederum Resultat der Meinungsänderung zum Lebensstil und das Bedürfnis zur Nachahmung der Helden, die von den Medien und Satellitenschüsseln aufgezwungen werden. Im Allgemeinen ist die architektonische Qualität dieser „moderner" Gebäude schlecht auch aus der Sicht der Gestaltung: der internationale Stil bedeutet eine schlechtere Variante des Originals. Casablanca gilt als eine moderne afrikanische Stadt, jedoch kann man bei der Analyse auf urbaner Ebene erkennen, das die Strassenbreite überhaupt nicht dem heissen Klima in diesem Teil der afrikanischen Küste angepasst ist. Deshalb ist es auch kein Wunder, wenn sich ihre Einwohner lieber innerhalb der Stadtmauer des mittelalterlichen Medina aufhalten. In diesem Aufhalten im mitellalterlichen Medina sehe ich eine Identitätssuche in einer Umgebung, die immer wieder zerstört und geschändet wird.