Page 90 - [Peter_Menzel,_Faith_D’Aluisio]_Mahlzeit_Auf_80(BookFi.org)

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abgepackte Gewürze oder gar Pasta. Sie fin
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teln in ihrem Dorf Ombwana geradezu absurd,
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Windhoek alles zu haben ist. »Sobald ich
zurück in Windhoek bin, sage ich: Wo sind die
Zwiebeln? Ich brauche Zwiebeln! Nur weil ich
weiß, dass ich dafür bloß zum Laden an der
Ecke gehen muss.«
In ihrem Dorf ist der Pap genannte Brei
aus Hirse das Hauptnahrungsmittel. In Wind
hoek kocht sie ihn nur abends, zu Huhn, Fisch
oder Rindfleisch, nimmt ihn aber nicht mit
anderen Resten mit zur Arbeit. »Tagsüber liegt
er zu schwer im Magen«, sagt sie. »Doch wenn
ich abends nur Reis oder Makkaroni geges
sen habe, frage ich mich am nächsten Mor
gen: Habe ich gestern zu Abend gegessen?
Ich kann mich nicht erinnern.«
Manche Namibier bereiten ihren Pap aus
Maismehl zu, wie es in Kenia und Südafrika
üblich ist. Sie selbst streckt ihre Hirse mit
Mais, doch sie erinnert sich daran, dass sie
als Kind bei Mais die Nase rümpfte und sagte:
»Nein! Wir wollen Hirse! Wir glaubten, dass
Mais uns nicht genügend Kraft gibt.«
Mestis gemietetes Haus in Windhoek ist
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eigentlich ihre Wohnung ist. Sie teilt sich Küche
und Bad mit zwei anderen Mietern, die das an
dere Schlafzimmer bewohnen. Ihres ist vollge
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apparat, Mikrowelle, Bildern von Mesti und
ihren Freunden in Abendkleidern bei Partys in
der Firma und Urkunden für besondere Leistun
gen bei der Arbeit und im Sport.
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net, blickt man auf Hirse vom Acker der
Eltern und getrockneten wi lden Spinat.
»Meine Kleider sind auf der anderen Seite«,
sagt Mesti.
Mit dem Hirsebrei macht sie sich richtig
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Ferien von zu Hause mitgebracht. Ich kann sie
auch mahlen lassen, wenn ich keine Zeit
habe. Doch meistens stampfen wir. Das ist
gut für die Muskeln«, sagt sie und präsentiert
ihre durchtrainierten Arme. »Und es ist gut für
Korbball.« Stampfen die Leute zu Hause ihre
Hirse immer noch selbst? »Ja«, antwortet sie,
doch heute seien die Kinder oft faul und sa
gen: »Mama, bring die Hirse zum Mahlen. Ich
bin müde.« Das ließ Mestis Mutter nicht
gelten. »Wenn ihr zu müde zum Stampfen
seid, gibt es eben nichts zu essen«, pflegte
sie dann zu sagen.
Mesti schätzt noch andere Spezialitäten
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stampfte Hirse wird mit Wasser, Salz und
Zucker zu Teig verarbeitet. »Es ist eine Art
Pfannkuchen, der auf dem Blech gebacken
wird. Wenn das Haus voll ist, macht man drei
oder vier, damit jeder ein Stück abbekommt.«
Wasser trinkt sie nicht wirklich gern – nur
eine Flasche beim Sport. Ihr Lieblingsgetränk
ist Oshikundu: Heißes Wasser wird über zer
stampfte Hirse gegossen. Nach dem Erkalten
gibt man mehr Wasser dazu, bis es wieder
flüssig ist, und lässt es über Nacht stehen.
»Wenn ich Hirse habe und Oshikundu mit zur
Arbeit bringe, sind alle begeistert.«
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