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N A C H WO R T
Seit mehr als zehn Jahren teile ich meine Leidenschaft fürs Essen
mit meiner Ehefrau und Partnerin Faith D’Aluisio. Gemeinsam sind wir
mehrmals um die Welt gereist. Ich fotografierte, und Faith machte
vieles mehr: Sie war die Autorin, die Reporterin, die Food Stylistin und
die Fotoassistentin. Wir fuhren in mehr als 60 Länder, aßen, tranken,
fotografierten und interviewten, wir lernten viel und entdeckten für uns
Unbekanntes. Ende der 1990er Jahre, lange bevor die Show »Ich bin
ein Star – holt mich hier raus!« im Fernsehen lief, hatten wir bereits alle
möglichen Insektenarten probiert, als wir in 13 Ländern für unser Buch
»Man Eating Bugs: The Art and Science of Eating Insects« recherchier-
ten. Faith fand das meiste eher abstoßend, aber ich genoss es, unge-
wohnte Nahrung zu mir zu nehmen. Wir aßen Käfer. Manchmal direkt im
Wald, aber meistens in teuren Restaurants und immer gemeinsam im
Kreise von Familien, zu deren Esskultur diese Tierchen ganz einfach
gehören – und mit gutem Grund. Wie man inzwischen weiß, sind Insek-
ten sehr nahrhaft und können extrem lecker schmecken.
Auf dieser Recherchereise sahen wir bereits die Zeichen der Globali-
sierung der Lebensmittelversorgung selbst in entlegenen Regionen.
Diese Erkenntnis brachte uns zu einem neuen Thema – der globalisier-
ten McWorld – und so begannen wir, um die Jahrhundertwende herum,
eine neue kulinarische Odyssee. Für das Buch »So isst der Mensch«
besuchten wir 30 typische Familien in 24 Ländern, um zu zeigen, was
sie in einer Woche essen. Zunächst wurde ein Foto mit der gesamten
Familie und deren Nahrungsmittel für eine Woche gemacht. Dann er-
stellten wir die Einkaufsliste, die auf den Cent genau ausgerechnet
wurde, dokumentierten die Lebensgeschichten der Familien und als
Krönung jeweils deren Lieblingsgericht. Das Buch gewann mehrere
Preise in den USA, und die Fotos rasen seitdem unkontrollierbar im In-
ternet um die Welt. Das Buch ist immer noch aktuell. Der Gedanke,
dass es zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit irgendwann
genauso viele übergewichtige wie unterernährte Menschen auf unse-
rem Planeten geben könnte, überwältigt mich jedes Mal, wenn ich in
einen Supermarkt gehe oder zu den strahlenden, profitorientierten
Goliaths der Lebensmittelindustrie, die dazu ansetzen, die internatio-
nalen Märkte mit genmanipulierten Pflanzen aufzumischen.
Die Idee zu diesem Buch kam uns vor fünf Jahren am Bondi Beach
in Australien, als wir meine Idee – Menschen mit einer ganz gewöhnli-
chen Tagesration zu Hause oder an ihrem Arbeitsplatz zu fotografieren
– testen wollten. Der Erste war Bruce Hopkins, ein topfit gestählter Ret-
tungsschwimmer, den man auf den Seiten 218–219 sehen kann. Sich
auf die Tagesration eines Individuums zu konzentrieren war einfacher,
als eine ganze Familie mit einer Wochenration auf ein Bild zu bekom-
Die Rechnung, bitte!
Nachwort
Von Peter Menzel
Joey Chestnut, der erfolgreichste Wettesser der Welt,
mit 66 Hotdogs und vier Liter Wasser in Coney Island, New York.
Das entspricht der Menge, die Joey am 4. Juli 2007 innerhalb
von zwölf Minuten essen und trinken musste, um Weltmeister im
Hotdog-Essen zu werden. Die 66 Hotdogs wiegen 6,6 Kilogramm
und enthalten 19602 Kalorien. Pulitzer-Preis-Träger und
Restaurantkritiker Jonathan Gold im »Jitlada Thai«-Restaurant
in Hollywood, Kalifornien (oben)