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M A H L Z E I T
An den meisten Tagen verkauft Kibet die
Milch an eine nahegelegene Schule, an an-
deren Tagen an seine Mutter, die daraus Jo-
ghurt macht, den sie an Nachbarn verkauft.
Kibet lebt mit den Eltern, einem Bruder,
einer Schwester und einem Knecht im kleinen
Haus, in dem er geboren wurde. Wenn er in ein
paar Jahren heiratet, will er nebenan sein
eigenes Haus bauen.
Während wir uns fürs Aufmacherfoto durch
Kibets Ernährungsliste arbeiten, in der Getreide
die Hauptrolle spielt, schaut sein Vater, der im
Ruhestand lebt, hinauf zu den Häusern seiner
übrigen Kinder. Und grantelt, weil dort am Tag
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abstellen«, sagt er, und Kibet lacht.
Nur die sechs Bewohner des Haupthauses
leben vom Ertrag des Hofs – von der Milch
allerdings bekommt Schwägerin Emily etwas
ab, die beim Melken hilft. Für den Mais ist Ki-
bet zuständig, er wird im Dorf gemahlen, für
Ugali, den dicken Brei, Kenias Hauptnah-
rungsmittel. Wenn die eigene Ernte verbraucht
ist, wird zugekauft. Auch Reis wird gekauft und
Wachtelbohnen als Ergänzung des Speisezet-
tels. Fleisch, in der Regel Ziege oder Huhn, gibt
es nur ein- oder zweimal die Woche, meist als
Eintopf mit Gemüse aus dem eigenen Garten.
Kibets zweites Frühstück ist interkulturell –
er tut reichlich weißen Zucker in seinen Uji, den
traditionellen Getreidetrunk.
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an die Fabrik, zur Verarbeitung. Wir kaufen ihn
dann im Laden«, sagt Kibet, und alle lachen.
Kibet und seine Schwägerin Emily füllen die
Morgenmilch der fünf Kühe der Familie ab (oben).
Später plaudert Emily mit Kibets Mutter Nancy im
abgetrennten Küchenhaus (rechts), wo die Milch
für die Joghurtbereitung über dem offenen Feuer
erhitzt wird. Beim Mittagsmahl im Haupthaus
teilt Emily Wachtelbohnen und Reis aus (unten
links), während Nancy ein Kipsigi-Musikvideo
verfolgt. Als Emily nach der Hochzeit mit Kibets
Bruder hier heraus aufs Dorf zog, hatte sie noch
nie auf offenem Feuer gekocht. Nancy kaufte
für sie einen besonderen Topf, damit ihr der Mais-
brei nicht über den Flammen anbrennt
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