119
2 0 0 0 – 2 4 0 0
Schuluniformen hüpfen auf dem Weg zum Un
terricht zu zweit oder dritt oder an der Hand der
Mutter über verrottende Abfallhaufen.
-ORGENSäSTRMENä-ØNNERäUNDä&RAUENä ZUä
IHRENä !RBEITSPLØTZENä ÓBERALLä INä.AIROBI ä 6ORä
ihrer Rückkehr spät am Nachmittag baut
Roseline auf dem Weg vor ihrem Restaurant
ihren Fischbratstand auf. Sie schuppt, salzt
UNDäBRØTäDIEä&ISCHEäINäL äUMäSIEäANä0ASSAN
ten zu verkaufen. Das läuft besser als das
KLEINEä,OKAL äINäDEMäSIEäTRADITIONELLEäKENIANI
sche Kost anbietet – da gibt es viel Konkurrenz
in der Nähe. Die knusprig gebratenen Fische
gehen gut weg an Leute, die von der Arbeit
kommen. »Sie nehmen sie warm mit nach
Hause und brauchen dann nicht mehr zu
kochen«, sagt Roseline Amondi.
Für das Restaurant ist ihr Mann George
zuständig. Bei unserer Ankunft rührt er in der
Gasse hinter dem wackligen Haus gerade mit
einer anderthalb Meter langen Kelle in einem
2IESENTOPFäMITä-AISBREI äWØHRENDä EINä(EL
fer sich um das Holzfeuer unter dem Kessel
kümmert.
Die Polenta, Ugali genannt, wird mit Suku
ma Wiki serviert, Blattgemüse, das im Wok
mit Zwiebeln und Tomaten gebraten wird.
Beides sind Standardgerichte in ganz Kenia
UNDäBILDEN äZUMINDESTä INäDERä4HEORIE äDIEäER
schwingliche Basisernährung in dem Land, in
DEMäDIEä(ØLFTEäDERä"EVLKERUNGäINä!RMUTäLEBT ä
Sukuma Wiki bedeutet auf Suaheli »schieb
die Woche«, und Roseline muss sich Tag für Tag
anstrengen und die Woche hin und her schieben
und ziehen, damit das Geld und das Essen für
IHREäSECHSKPlGEä&AMILIEäUNDäAUCHäNOCHäFÓRäDASä
Lokal reichen. Manchmal kommt Fleisch zum
Sukuma Wiki, doch für den Familientisch nur
einmal in der Woche. Ihre vier Kinder würden
gerne jeden Tag Fleisch essen, doch Mais und
Gemüse, Reis und Bohnen sind eben billiger.
Die Amondis leisten sich den Luxus, alle
+INDERä INäEINä )NTERNATäZUäSCHICKEN ä INäDERä(OFF
nung, dass sich die bessere Schulbildung für sie
EINMALäBEZAHLTäMACHENäWIRD äw"ILDUNGäISTäWICH
tig«, sagt George, »wenn ich gebildet bin, kann
ICHä)HNENäÓBERALLäAUFä!UGENHHEäBEGEGNEN ä.URä
wenige in Kibera denken genauso. Der Slum hier
ist schlecht für die Kinder. Und unsicher. Darum
schicken wir unsere Kinder ins Internat.«
$OCHäWENNäDIEä%LTERNäMITäDENä3CHULGELD
zahlungen in Rückstand geraten, werden die
Kinder nach Hause geschickt. Dann drückt die
Mutter ihnen das für den Einkauf von Lebens
mitteln für die Familie und das Restaurant
vorgesehene Geld in die Hand und schickt sie
wieder los. Ein wiederkehrendes Problem,
aber kein Teufelskreis.
w$ERæ3LUMæHIERæISTæSCHLECHTæFÔRæDIEæ+INDER æ
5NDæNICHTæSICHER æ$ARUMæHABENæWIRæBESCHLOSSEN æ
SIEæINSæ)NTERNATæZUæSCHICKENiæ