Page 101 - [Peter_Menzel,_Faith_D’Aluisio]_Mahlzeit_Auf_80(BookFi.org)

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!BDELæ+ERIMæ!BOUBAKAR
$ERæJUGENDLICHEæ&LÔCHTLING
FLÜCHTLINGSLAGER BREIDJING
sä 3EITä
2003 herrscht Krieg in der Region Darfur im
Süden des Sudans. Doch erst vor Kurzem
erreichte der Konflikt das Dorf des Stammes
der Masalit im äußersten Westen Darfurs,
in dem Abdel Kerim Aboubakar lebte: Die
ARABISCHENä$SCHANDSCHAWID 2EITERäBRANNTENä
BENACHBARäTEä$šRFERäNIEDER äTšTETENä"EWOHNER ä
Abdel flüchtete mit seiner Familie. Mit weni
gen Habseligkeiten zogen die Aboubakars
zusammen mit Tausenden Flüchtlingen über
die Grenze in den Tschad, wo sie seither in
einem Zeltlager leben.
Daheim hatte Abdel, das älteste von fünf
Kindern, seiner verwitweten Mutter D’jimia auf
dem Bauernhof geholfen und war, wenn er zu
Hause nicht gebraucht wurde, zur Schule ge
gangen. Sie besaßen Mangobäume, einen
großen Gemüsegarten, eine Milchkuh und
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Im Lager kocht D’jimia zum Frühstück, mit
tags und abends den gleichen Brei, den sie zu
Hause zubereitet hatte – aber nicht aus eigener
Ernte, sondern aus den Zuteilungen der Hilfsor
ganisationen: Sorghum oder Hirse, Zucker, Salz
UNDä,INSEN ä-AIS ä3OJAäUNDä0mANZENšL ä'ELIE
fert wird zweimal im Monat, und die Familie
lässt ihre Ration in einem nahen Dorf mahlen;
der Müller behält einen Teil davon als seinen
Lohn. Wasser kommt aus dem Tankwagen der
Hilfsorganisation Oxfam, Abdels Mutter und
Schwestern schleppen es täglich von der
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Die zugeteilten Mengen richten sich nach
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WENIGERäESSEN äBEKOMMTä!BDELäEINEäGRš”EREä
Portion. Doch seine Mutter sorgt sich, dass es
für den heranwachsenden Jungen dennoch
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gerechnet 70 Cent am Tag bei einheimischen
"AUERN äUMä$šRRmEISCHäUNDä'EMÓSEäKAUFENä
ZUäKšNNEN
Die Mahlzeiten verlaufen für Abdel nun an
ders als einst daheim. Mit 16 Jahren ist er
gemäß den Stammessitten der Masalit zu
alt, um mit der Mutter und den jüngeren Ge
schwistern zusammen zu essen. Also zieht er
mit seiner Portion Aiysh und dem bisschen
Gemüsesuppe ins Nachbarzelt, um mit einem
-ANNä UNDä DESSENä 3šHNENä ZUä ESSEN ä $IEä
Nachbarn essen das Gleiche. Alle greifen mit
der Hand den festen Brei, tunken ihn in die
Suppe, und unterhalten sich beim Essen. Bei
den Masalit ist man mit Essenseinladungen
großzügig. Doch hier im Flüchtlingslager muss
der Gast sein Essen leider selbst mitbringen.
FRÜHSTÜCK VON FOOD AID
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äGä
s
dünne Gemüsesuppe, 87 ml
MITTAGESSEN VON FOOD AID
ää!IYSH ä
äGäsäDÓNNEä'EMÓSESUPPE ä äMLä
s
Orangengetränk aus Pulver und Wasser, 0,5 l
ABENDESSEN VON FOOD AID
ää!IYSH ä
äGäsäDÓNNEä'EMÓSESUPPE ä äML
WÄHREND DES TAGES
Wasser, per Tankwagen aus einem Brunnen herangeschafft, 0,5 l
KALORIEN
2300
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äCMäsä'EWICHT ä äKG
Abdel Kerim Aboubakar, Flüchtling aus Darfur,
im Lager Breidjing im Tschad nahe der Grenze
zum Sudan, mit seiner Tagesration aus Hilfsliefe-
rungen, seiner Familie und ihrem gemeinsamen
Zelt (links). Das Lager ist mit 42000 Menschen
um das Doppelte überbelegt
TSCHAD
EINE TAGESRATION
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