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mr Guenter Konieczny

Siedlungsoekologisches Quartierskonzept Sulzfeld

Ablauf:

1. Ab 1986 Dorfentwicklungsplanung Gesamtort Sulzfeld
2. Ab 1991 Untersuchung Ortskern
3. Ab 1993 Siedlungsökologisches Quartierskonzept
4. 1995/ 96 Detailplanung Quartier „Christmannstraße"
5. 1999 Bebauungsplan „Christmannstraße" und Vorhaben- und Erschließungsplan „Altenwohnanlage"
6. 1999 Hauptpreisträger des Kommunalwettbewerbs „Innovative Konzepte zur kosten- und flächensparenden Erschließung von Wohngebieten" in Baden-Württemberg


1. Ortsentwicklung von Außen nach Innen

Viele Jahre wurde in Sulzfeld, wie anderorts auch, die gemeindliche Entwicklung verstärkt auf die Außenentwicklung, sprich Ausweisung neuer Baugebiete in der freien Landschaft, gelegt. Mit dem „Siedlungsökologischen Quartierskonzept" konnte aber nachgewiesen werden, dass es möglich ist den Flächenbedarf von Neubaugebieten zu reduzieren, wenn man mit einer „städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme" ein innerörtliches Quartier reaktiviert.
Nachdem die als notwendig erwiesene Verkehrsverbindung von der Hasenstraße zur Hauptstraße begonnen werden konnte (Förderung und Genehmigung als innerörtliche Hauptverkehrsstraße), ist die gewünschte innerörtliche Aufwertung absehbar.

Mit der Neubebauung und der Reaktivierung von alter Bausubstanz können ca. 5 ha normalerweise neu zu erschließende Neubaugebietsfläche eingespart werden und ca. 320 zusätzliche Bewohner können im Quartier langfristig wohnen.

Das Auffangen des Strukturwandels mit neuen Entwicklungsaspekten im Ortskern ist ein sehr wichtiges Ziel der gemeindlichen Entwicklung, das durch die ökologisch sinnvolle Einsparung von Ressourcen (Landschaftsflächen) in seiner Innenentwicklung noch unterstützt wird.
Die Aufwertung des Ortskerns und damit die Fortsetzung der begonnenen neuen Innenentwicklung ist vorrangiges Ziel der Gemeinde Sulzfeld.
Die durch die Entwicklungsmaßnahmen neu geschaffenen 23 Arbeitsplätze verstärken die begonnenen Bemühungen. Der Ortskern wird wiederbelebt !

2. Wiederbelebung des alten Ortskerns als Lebensraum

Die rapide Verschlechterung der Bausubstanz, der bauliche Verfall, bedingt durch den Struktur- und Funktionswandel, die hohe bauliche Dichte, die schwierigen Grundstücksverhältnisse, die unattraktiven Freiräume und damit auch das unattraktive Wohnumfeld, die sehr engen Straßenräume, die schlechten Licht- und Sonneneinstrahlungsverhältnisse und das Fehlen von Entwicklungsmöglichkeiten und -aussichten waren die gravierenden Hemmnisse in dem Untersuchungsgebiet.

Mit der Umsetzung der folgenden Ziele wird eine Wiederbelebung erreicht:

- Schaffung einer verträglichen Nutzungstruktur (Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten)
- Sparsamer Umgang mit der wichtigen Ressource Fläche/Landschaft
- Sozial gerechte Gestaltung (Junge und Alte nebeneinander)
- Lärmschutz
- Verbesserung der klimatischen und lufthygienischen Situation
- Berücksichtigung baubiologischer Grundsätze
- Ortsgerechte und ortstypische Bebauung
- Umnutzungen und Modernisierungen vorhandener Bausubstanz
- Reaktivierung alter Bausubstanz

3. Zuhause im Dorf

Die Vorzüge des Alten Ortskerns wie:

- die unmittelbare Nähe zu den guten Einkaufsmöglichkeiten und zu den Dienstleistungseinrichtungen
- die guten nachbarschaftlichen Kontakte und die zwischenmenschlichen Netzwerke
- der familiäre Besitzstand
- der räumliche familiäre Abstand
- das mögliche Nebeneinander von Alt und Neu

bilden die Grundlage für die Schaffung eines neuen Wohn- und Ortsverbundenheitsgefühls. Dies führt durch die flexible Entwicklunsplanung in besonderem Maße zu einem Wandel und zur Durchmischung der Bewohnerstruktur.

„Zuhause im Dorf „ wurde zu einem Schlagwort in Sulzfeld, zur Beschreibung eines Handlungsansatzes der in der Lage ist, den wachsenden Bedürfnisse seiner Bewohner vorausschauend Rechnung zu tragen und diese einzubinden.

4. Erhaltung des Ortscharakters

- Aufnahme der vorhandenen städtebaulichen Strukturen
- Erhaltung und Schaffung von ortsbildtypischen Raumkanten und Hofräumen
- Erhaltung und Verbesserung des Erschließungscharakters
- Schaffung von „semi-öffentlichen Westentaschenplätzen", geschützten Verweilbereichen
- Umnutzungen leerstehender bzw. untergenutzter Bausubstanz
- Sanierung/ Modernisierung/ An- und Umbauten/ Neubauten

5. Strukturwandel

- Umnutzung nicht mehr genutzter, ehemals landwirtschaftlicher, Bausubstanz
- Entfernung nicht mehr genutzter Bausubstanz zugunsten von Grün-, Frei- und Kommunikationsflächen
- Schaffung von gebietsverträglichen neuen Arbeitsplätzen
- Neueinrichtung von Dienstleistungsangeboten
- Schaffung einer gesunden Altersdurchmischung der Bewohner
- Neuansiedlung „Junger Familien"
- Neuerschließung mit Verbesserung des Stellplatzangebotes

6. Verkehrsplanung

- Schaffung einer neuen innerörtlichen Hauptverkehrsstraße als Verbindung zwischen Neubaugebiet und Ortskern
- Verbesserung des Parkierungs- und Stellplatzangebotes
- Verminderung des Verkehrslärms durch bauliche Maßnahmen
- Erhalt und Neubau von Fußwegverbindungen
- Schaffung von „Verweilbereichen" und Kommunikationsräumen
- Verbesserung der Ent- und Versorgungseinrichtungen
- Vernetzung von Grünstrukturen und Durchgrünung der Straßenräume
- Verbesserung der Belichtung und Durchlüftung des Gebietes

7. Ökologie

- Klimagerechte Bauweise
- Lärm- und immissionsabweisende neue Baukörperstellungen und Wohnungsgrundrisse
- Entsiegelung von Flächen und geringer neuer Versiegelungsgrad
- Förderung der Regenwasserversickerung (Zisternen mit Überläufen und offenporige Beläge)
- Begrünung von Wandflächen
- Pflanzen von Bäumen entlang der Verkehrswege und in den Höfen
- Stärkung der sozialen Komponente von „Grün"
- Bildung von grünen Innenhöfen
- Biotopvernetzung

8. Junge Familien

- Neuansiedlung mit flexibler Bau- und Gestaltungsfreiheit aufgrund „offener Planung"
- Schaffen von kostengünstigen Grundstücken (Größe und Beschaffenheit)
- Ausnutzung der Möglichkeit späterer Erweiterungen
- Nebeneinander von Jung und Alt
- Schaffung von Bewegungs- und Verhaltensspielräumen für die verschiedenen Ansprüche der unterschiedlichen Altersgruppierungen
- Verbesserung der Investitionsbereitschaft
- Schul- und Kindergartennähe
- Zur Verfügung stellen von ausreichendem Parkraum

9. Zeitgemäßes Wohnen

- Berücksichtigung ökologischer und energiesparender Bauweisen
- Verwendung ortstypischer Materialien
- Gebäudebegrünung
- Schaffung neuer Gebäudeabstände
- Schaffung geregelter Eigentumsverhältnisse
- Freundliche Farbgebung
- Behindertengerechte Bebauung
- Kind- und altengerechte Bauweisen
- Schaffung von Frei- und Grünflächen
- Geringer Versiegelungsgrad der Freiflächen
- Integration der sozialen Funktionen Arbeiten, Wohnen, Versorgung und Freizeit

Bewertung der Wettbewerbsjury

„Durch die Nachverdichtung eines innerörtlichen Standorts kann auf beispielhafte Weise die Inanspruchnahme und Versiegelung zusätzlicher Flächen am Ortsrand vermieden werden. Die Wahl des Standorts und die individuell angepasste städtebauliche Konzeption sichern ein hohes Maß an Wohnumfeldqualitäten für unterschiedliche Altersgruppen der Bevölkerung. Die Voraussetzungen für die angestrebte gemischte Einwohnerstruktur des Quartiers sind dadurch in idealer Weise gegeben.
Die Durchführung der Maßnahme durch die Kommune unter Zuhilfenahme von externer Beratung und Betreuung erfolgt außerordentlich professionell. Die Nutzung der vorhandenen technischen Erschließung ermöglicht die Realisierung des Konzeptes zu sehr geringen Kosten. Durch einen Grundstücksverkauf zu sehr niedrigen Preisen werden Kostenvorteile an die neuen Bewohner des Gebietes weitergegeben.
Obwohl die Nachverdichtung innerörtlicher Flächen und die Revitalisierung von Ortszentren seit einigen Jahren in einigen Kommunen durchgeführt wird, ist das Beispiel Sulzfeld aufgrund der genannten Vorzüge richtungsweisend."

(aus: Effizient Erschließen, innovative Konzepte zur kosten- und flächensparenden Erschließung von Wohngebieten, Ergebnisse eines Kommunalwettbewerbs in Baden-Württemberg; Städtebaukongress, 23.November 1999, Karlsruhe, Herausgeber Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen.)



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