Dr Grigor Doytchinov, Graz A
VERNiKULARE ARCHITEKTUR UND ZERSIEDELUNG
Die urbane Zersiedelung im ländlich geprägten Raum um die Städte der Steiermark ist auf die spezifische bauliche Tradition, als auch auf die Raumordnungspolitik zurückzuführen. Das wirtschaftliche Wachstum nach dem Zweiten Weltkrieg und die darauf folgende Steigerung der Mobilität, Freizeitgewinn und Anspruch auf hohe Umweltqualität haben die Tendenzen der Zersiedelung zusätzlich gefördert.
Für die vernikulare Architektur, welche zerstreut im ländlichen Raum liegt bedeutet dies die Integration in ein neuartiges Milieu und neue Inhalte. Durch die Zersiedelung verändern sich die sozialen Strukturen im Raum - durch die Zuwanderung von städtischer Bevölkerung und die internen sozialen Umschichtungen, welche generationsbedingt sind. Das Aufkommen neuer Nutzungen verändert die Wirtschaftsstruktur. Auffallend ist die Verdichtung der baulichen Strukturen und der Wandel der architektonischen Vorstellungen. Besonders gravierend sind diese Veränderungen im Bereich der neuentstehenden Freizeitzentren, welche auf eine spezifische Art urbane Lebensformen im ehemals ländlichen Raum bringen.
Diese Entwicklung, welche zweifellos Probleme für den Kulturschutz mit sich trägt, kann gleichzeitig als eine Chance für den Erhalt des vernikularen baulichen Erbes angesehen werden. Der Gestalt- und Kulturwert dieser Bauten liefern ein attraktives Ambiente für gegenwärtige Daseinsfunktionen und trägt nicht zuletzt für das Image der Benutzer bei. Letzteres ist von ausschlaggebender Bedeutung für die Motivation zum Erhalten und Erneuern.