Milena Zlatar
Direktorin, Galerie der bildenden Künste Slovenj Gradec
 

Ausstellung der Bildhauerin Naca Rojnik
Galerie der bildenden Künste, Slovenj Gradec
Galerie Falke, Loibach/Bleiburg

Galerija likovnih umetnosti, Slovenj Gradec, 17. Dez. 1999 – 31. Jan. 2000
Galerie Falke, Loibach bei Bleiburg, 28. Nov. 1999 – 15. Jan. 2000

In der slowenischen Kunstszene können am häufigsten Skulpturen kleineren Ausmaßes realisiert werden. Derart kommt die Gegenwart zum Ausdruck, aber auch die historische Realität, die die definitive Vergangenheit jener Zeiten bedeutet, als die Bildhauer ihre Werke in den monumentalen Raum von Kirchen und profanen Palästen auf gleicher Stufe wie die Architekten oder Baumeister stellen konnten. Heute sind Denkmäler, Open-Air-Projekte und Landart-Projekte (auch Forma viva) gegenüber anderen bildnerischen Realisierungen in der Minderzahl. Der Raum inner- und außerhalb der Skulptur bleibt aber für den Bildhauer der wichtigste Faktor in der Gestaltung eines plastischen Werkes. Die Installationen als Praxis künstlerischer Realisierungen der letzten Jahrzehnte ersetzten zum Teil den Wunsch nach Gestaltung des gesamten Volumens (des Ausstellungsraumes), konnten jedoch nicht den Wunsch befriedigen, die »klassischen« Probleme und das Verhältnis des Bildhauers zu dem Raum zu lösen, der die Plastik selbst umgibt. In dem Sinn wird dies durch das Projekt von Naca Rojnik gelöst, das keine Installation sein will, wie wir sie gewohnt sind im Sinn einer Wechselwirkung der einzelnen Elemente innerhalb der Morphologie eines Kunstwerkes, die die Fragen der Relationen zu den anderen Gegenständen löst, sondern eine vollblütige bildhauerische Aufgabe im Sinn der Lösung der reziproken Beziehungen KÖRPER – RAUM – FLÄCHE ist. Man könnte auch von einem neuen (alten) Aspekt der Bildhauerei sprechen, die ihre eigene Identität aufs neue offenbart und die Komplexität der Verhältnisse der grundlegenden Postulate betont.

Für die Entscheidung, auf die Bildhauerin Naca Rojnik (sie ist 1951 in Ljubljana geboren und lebt und arbeitet schon mehr als 20 Jahre in Slovenj Gradec) in der Galerie der bildenden Künste unser besonderes Augenmerk zu richten, war gerade der Wunsch der Künstlerin ausschlaggebend, ihre bildhauerischen Gestaltungen in einem im voraus bekannte Raum zu realisieren. Zugleich mit Rojniks kreativen Plänen haben wir uns für einen radikalen Eingriff in den Ausstellungsraum des »großen Saals« entschlossen: Indem er vollkommen ausgeräumt wurde, haben wir einen Raum erhalten, der geradezu nach künstlerischen Aktionen rief. Das Projekt der Bildhauerin, die bereits im Sommer 1998 mit den Vorbereitungen begann, wurde auch für unsere Galerie zu einer Herausforderung. Es war das Konzept, in dem Raum riesige Kolosse aufzustellen, und zwar freistehende Skulpturen und Reliefs, von denen einige fast drei Meter hoch sind. Da uns schon die Skizzen vom künstlerischen Stellenwert des Projektes überzeugten, haben wir Rojnik angespornt, die Arbeit fortzusetzen. Das komplizierte Gießen des Kunststoffs und die Technik des gebrannten Tons erforderten Monate konzentrierten Arbeitens mit aller professionellen Geschicklichkeit. Zugleich entstanden Arbeiten kleineren Ausmaßes (diese bilden auf der Ausstellung in der Galerie Falke zusammen mit den Arbeiten in der Galerie in Slovenj Gradec eine geschlossene Einheit), die man schwerlich nur  für Skizzen oder Vorbereitungen für die großformatigen Skulpturen halten kann. Sie leben ihr eigenes Leben in durchstudierten Proportionen und haben ihre Geschichte in den Akten – Torsos, aus denen sie logischerweise hervorgingen. Schon diese halb sitzenden oder liegenden Figuren wirkten trotz des kleinen Formats monumental und waren voll innerer Spannung, wobei die Oberflächentextur in malerischer Art gestaltet wurde. Die subtile Behandlung der Oberfläche beruhigte so und betonte an manchen Stellen das dynamische Prinzip zwischen dem Körper der Figur und dem sie umgebenden Raum; eine solche Gestaltungsweise ist auch für die monumentalen Skulpturen kennzeichnend.

Naca Rojnik, die in den 70er Jahren an der Kunstakademie Ljubljana studierte, entwand sich sehr spät dem akademischen Realismus, der in den Porträts von einem eigenständigen malerischen Empfinden und einem bestimmten Grad des Manierismus erfüllt war, folgte ihrer elementaren Aussagekraft und ihrem Gefühl für Form und Plastizität und etablierte sich so Schritt für Schritt im vitalsten Bereich der slowenischen Bildhauerei der späten 90er Jahre.

Die Künstlerin erzielte auch durch die eigenhändige Gestaltung der Ausstellung eine hervorragende Wirkung, von der jeder Bildhauer träumt – sich mit dem Raum auseinanderzusetzen, mit den »Architekten« zu konkurrieren und dabei nuanciert und auf sublimer Weise eine Fläche und eine Geschichte erstehen zu lassen, die den Betrachter in der Art von Malerei und Poesie berührt!

Herzlich willkommen auf dieser ungewöhnlichen Ausstellung nach dem Erlebnis der kleinformatigen Arbeiten in der Galerie Falke. Die Eröffnung findet am Freitag, dem 17. Dezember 1999, um 18 Uhr mit einer Darbietung der Tanzgruppe ITAT PAMEK GROUP aus Ljubljana statt. Die Gruppe zeigt einen Ausdruckstanz unter Mitwirkung von Bara Kolenc, Urša Humar, Katja Vidmar und Zala Prilslan aus Slovenj Gradec; die Choreographie stammt von Gregor Kamnikar.

Wir werden auf das neue Jahr anstoßen und in das magische Jahr 2000 eintreten mit dem Versprechen, noch mehr Qualität und Attraktivität zu bieten, vor allem aber ein freundliches Haus für Künstler und Besucher zu bleiben! Auch die grenzüberschreitenden Projekte mit der GALERIE FALKE aus Loibach sollen noch intensiver fortgeführt werden. Herzlich willkommen!