IVO PRANČIČ
Posthumanistisches Artefakt
1. Triptychon
Wenn der Betrachter bemüht ist,
in den Hintergrund von Prančičs Arbeiten vorzudringen, ist er mit der Tatsache
konfrontiert, dass sich das Geschehen an der Oberfläche der Bildfläche
abspielt, was ihn zu der Überzeugung kommen lässt, dass diese Arbeiten nicht
als Folge einer äußeren Erfahrung entstanden und nicht Darstellungen einer
bestimmten Wirklichkeit sind. Zugegebenermaßen spielen die Bilder mit unserer
Gewohntheit, die Raumtiefe aufzufassen, die wir in der Weise wahrnehmen, dass
uns die verschiedenen Farbnuancen den Eindruck unterschiedlicher Entfernungen
der Gegenstände vermitteln. Ivo Prančič wendet das Grundprinzip des
Illusionismus der Renaissance dann an, wenn er die Bildfläche in horizontale
Bahnen teilt, deren Farbabstufungen er von der Mitte zum oberen und unteren
Rand hin oder umgekehrt intensiviert. Woanders kehrt er die horizontalen Bahnen
in vertikale um, womit er den Eindruck der Raumtiefe, wie wir sie vorher
wahrgenommen haben, zerstört. In der Art, wie er die vorhin genannte Illusion
entstehen lässt, können einige Ähnlichkeiten mit Bildern von Anselm Kiefer
beobachtet werden. In dieser Annäherung an den postmodernen Expressionismus
können wir die Ausgangspunkte von Prančičs Malerei suchen. Woanders trägt
er sehr spontan auf lasierende Weise hellere Farbfelder auf einem dunkleren
Hintergrund auf. Die Spuren von Farbtropfen sind ein Anklang an das
Action-Painting. Der Betrachter ist mit einer klaustrophobischen Leere der Fläche
konfrontiert, die an Francis Bacons Kreaturen erinnern, die in diesen
Pseudoräumen gefangen sind. Wiederum eine andere Malweise verwendet er, wenn
die ganze Bildfläche mit einem textilen Material bedeckt ist, nur an den
Rändern sind da und dort noch Spuren der Grundfarbe zu sehen. Da und dort wird
die Farbe durch Textil ersetzt: Rot überdeckt er mit einem pastosen
Auftrag von Schwarz, das ähnlich wie vorher das Textil die ganze Bildfläche
bedeckt, nur an den Bildrändern ist noch Rot zu sehen.
Diese
drei Motive variiert Prančič in verschiedenen Formaten und Kompositionen. In den
Farbbahnen können wir Reminiszenzen an die auf der Renaissanceperspektive
basierende Landschaftsmalerei und an den späteren Illusionismus, in den hellen
Lasuren Anklänge an Zao Wou-Kis
Landschaftsmalerei und in der Überdeckung des roten Untergrunds durch schwarzen
pastosen Auftrag oder schwarzes Textil symbolische
Motive des Kampfes zwischen Licht und Dunkel suchen. Einzelne Tafelbilder fügt
er zu größeren, Triptychen ähnlichen Kompositionen
zusammen, mit denen er in dieser seiner letzten Phase des Schaffensprozesses
immer neue bildnerische Sensationen einführt. Die Kombination von Tafelbildern
ist bei slowenischen Künstlern häufig zu finden, wir sind ihr auch bei Bogdan
Borčič, Luka Popič und Žarko Vrezec begegnet.
2. Haptische
Räume
Im 15. und 16. Jahrhundert galt
die Perspektive als Wissenschaft des Sichtbaren und nicht die Abweichung davon.
Die Perspektive war eine Darlegung der Art und Weise, wie die Realität und ihre
Darstellung zur Deckung gebracht werden können, in welcher Relation das gemalte
Bild zu dessen Referenten in der realen Welt steht – ersteres war die Form des
Wissens über letzteres.[1]
In der Verwendung von Textil
beim Bildaufbau vermuten wir Prančičs Respekt vor den großen Perioden
der europäischen Malerei – der Gotik, wenn der virtuos gemalte Stoff der
Kleidung der gemalten Figuren deren gesellschaftlichen Status und die Bravour
des Künstlers zeigte. In den neuesten Bildern entwickelt er dieses Verfahren weiter:
Auf einigen bedeckt jetzt das Textil völlig den Untergrund, nicht nur in
Bahnen, um auf anderen wieder ganz der Farbe Platz zu machen.
In Prančičs Arbeiten geht es nicht
um die Abstraktion einer Landschaft oder um die Abstraktion eines aus der Natur
stammenden Bildes. Es geht nicht um die Vereinfachung, Reduktion eines
bildnerischen Motivs, damit am Ende nur eine farbige Fläche übrig bliebe. Seine
Bilder können Abbilder seines Bewusstseins sein, sublime Abbilder von
Bewusstseinszuständen, auf die jedenfalls die jeweiligen äußeren Reize Einfluss
nehmen, die aber nie explizit in das Bild übertragen werden. Seine Arbeiten
entstehen jenseits des Dilemmas von Realismus und abstrakter Malerei. Obwohl
dieses Dilemma künstlich ist, da das Abstrakte nur eine Ableitung des
Realistischen ist. Diese Arbeiten jenseits des Dilemmas von Gut und Böse, das
den Modernismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte, sind schon
zumindest seit Beginn der 90er Jahre keine Bilder mehr, sondern Objekte, Simulacra, nie Abbildungen.
Bei dem Dilemma zwischen
Abstraktem und Realistischem handelt es sich um das Problem der Darstellung des
Raumes auf einer Fläche, das die europäische Malerei der letzten 1000 Jahre
geprägt hat. Die Illusion des Raumes auf einer zweidimensionalen Fläche galt
zumindest seit der Renaissance als größte Errungenschaft der bildenden Kunst.
Mit dem Auftreten der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich das
geändert, da die Fotografie und später der Film eine fast perfekte Illusion
boten. Die Fotografie produziert ein Paradoxon, wenn sich Realität als Zeichen
darstellt oder wenn sich Gegenwärtiges zu Nichtgegenwärtigem, zu
Repräsentation, Differenzierung, Geschriebenem verwandelt. Dieses Gefühl der
Realität als Repräsentation bedeutet die Schlussphase jener Kunst, die noch die
Rolle spielte zu repräsentieren, darzustellen. Fotos sind keine
Interpretationen der Realität, sie sind nur codierte oder notierte
Präsentationen dieser Realität. Die Erfahrung der Natur als Zeichen oder als
Repräsentationen verbindet sich mit der Fotografie auf natürliche Weise.[2]
Die Kunstwerke haben im 20.
Jahrhundert allmählich die Aufgabe verloren zu repräsentieren, darzustellen,
abzubilden. Diese Rolle nahm ihnen zuerst Marcel Duchamp und dann der
Surrealismus. Der Kubismus führte die Destruktion der Repräsentation auf der
Bildfläche ein, überschritt jedoch noch nicht die Grenzen der Repräsentation,
der Abbildung. Ähnlich wie die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie
nur die Epoche der Beschreibung der Natur abgeschlossen hatten, als der Tag
nicht mehr fern zu schein schien, dass es dem Menschen gelingen würde, ihre
vollkommene Repräsentation zu erschaffen. Eine Wende im Weltverständnis brachte
erst die Quantenmechanik und diese Wende können wir mit der Duchamps Revolution
in der Kunst gleichsetzen. Doch anstelle einer passenden Naturbeschreibung
entstand ein Simulacrum[3],
eine Landkarte im Maßstab 1 : 1. Der Prozess wurde vom Sputnik eingeleitet, als
er erstmals die Erde umkreiste. Damals veränderte sich diese zu einem
Kunstgegenstand, einem Artefakt, den wir vor Schaden bewahren, vor
Verschmutzung schützen, vor der Vernichtung retten müssen. Der Mensch, der Künstler,
fand sich vor dem Nichts, vor der Erkenntnis, dass seine Bestimmung nicht in
der Abbildung, in der Illusion, sondern im schöpferischen Gestalten liegt.
Die Repräsentationsfunktion des
Bildes wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Abstrakten Expressionismus und vom Informel, später von der Pop Art und der Minimal Art
endgültig fortgespült. Andy Warhol zerstörte die Repräsentation durch
Multiplikation, was auf ihre Weise auch die Zwillingstürme des WTC in New York taten, die später ein so spektakuläres Schicksal
ereilten und den Beginn einer neuen Ära – des Posthumanismus – kennzeichneten.
Die Verdopplung erzeugt einen formalen Rhythmus von Abständen, der die Einheit
des Augenblicks zerstört und innerhalb des Augenblicks die Erfahrung eines
Schnitts entstehen lässt. Der Doppelgänger ist ein Simulacrum,
der zweite, eine Abbildung des Originals. Er kommt nach dem ersten und kann in
dieser Reihenfolge nur als Abbild bestehen.[4]
Die Tendenz zu einem zunehmend
größeren Realismus (Informel und Minimal Art auf der
einen und Nouveau Réalisme, Fluxus
und Pop Art auf der anderen Seite) führte zur moralischen Verurteilung des
perspektivischen Illusionismus und aller damit verbundenen künstlerischen
Techniken, was am Ende dazu führte, dass die Kunst aufhörte, die Welt abzubilden.
Dazu trug auch das Verschwinden der realen Welt bei, zuerst nach den
Katastrophen der beiden Weltkriege und später, als die Natur durch ihre
Repräsentation in Form von Bildern, Fotos und Landkarten ersetzt wurde.
3. Ontologischer Status des Bildes
heute
Die Erfahrungen des Modernismus
und des Postmodernismus liegen hinter uns, und die Künstler produzieren
zumindest seit dieser Zeit keine Abbilder und/oder Darstellungen der Welt mehr.
Seit der Gegenstand künstlerischer Untersuchung, der Gegenstand bildlicher
Darstellung als materielle Tatsache zu bestehen aufgehört hat, seit sich alles,
was uns umgibt, zu Repräsentation verwandelt hat, seitdem können wir von einer
neuen Kunst sprechen. Ein Kunstwerk ist nicht mehr die Darstellung einer
Realität und in der Folge ein abstraktes Bild, sondern ein selbstständiger
Gegenstand und originäres Zeichen. Es hat den gleichen Wert wie alle übrigen
Gegenstände, wie etwa Tische, Stühle, Zahnbürsten oder Telefone.
Eine solche Stellung hat das
Kunstwerk von seinem Piedestal des absolut Guten und
Schönen gestoßen. Vielen kamen Zweifel auf, ob das überhaupt noch Kunst sei,
was sie betrachten. Der symbolische Wert eines Kunstwerks, den wir keinesfalls
vernachlässigen können, ist schwankend und daher nicht sofort zu erkennen. Die
Ambivalenz des Kunstwerks bringt verschiedene Abweichungen innerhalb der Kunst
selbst mit. Das Kunstwerk wird ein alltäglicher Gegenstand, doch im Unterschied
zu diesem ein alltäglicher Gegenstand mit einem symbolischen Wert, was ihn
schließlich zum Kunstwerk macht. Die heute am besten bewährte Art der Trennung
von Gegenständen, Kunstwerken und Nicht-Kunstwerken ist die, dass wir sie in
einer Galerie und später in einem Museum ausstellen, in einem Terminal, wo die
Dinge den Status eines Kunstwerks erhalten und wo deren Wert bestimmt wird.
Film und Fotografie übernahmen
von der bildenden Kunst die Repräsentationsfunktion in hohem Maße, was freilich
nicht bedeutet, dass Film und Fotografie nicht als nichtrepräsentative
Artefakte existieren – Fotos von Man Ray und in den letzten Jahren mit
Computern bearbeitete Fotos. In der Bildhauerei und Malerei existieren noch
immer auch darstellende künstlerische Praxen.
Die Rolle des Bildes ist heute
auch wegen des Ausdrucks erschwert. Am Ausdruck Bild haftet noch immer die
Bedeutung des Abbilds, somit der Abbildung an. Obwohl das Bild noch immer Bild
heißt, ist es das nicht mehr, weil es nichts abbildet, sondern neue Entitäten
schafft, und deshalb ist der Begriff Bild, mit dem wir diese Gegenstände
beschreiben, an dieser Stelle irreführend. Die Benennung eines Bildes, das
keines mehr ist, mit einem Namen, der sich selbst negiert – „Ohne Titel“ –
verschleiert natürlich die Situation noch mehr, ähnlich wie wenn jemand
„Namenlos“ heißen würde. Ein Bild ist noch immer ein Bild, insbesondere, wenn
es einen Namen hat, wenn es keinen mehr hat, fassen wir es symbolisch leichter
als etwas anderes auf.
Der Titel „Ohne Titel“ spricht
dem Bild seine Repräsentationsrolle ab, gibt uns zu verstehen, dass es sich um
kein Bild im klassischen Sinn handelt, sondern um ein Kunstwerk, das nichts
repräsentiert. Der Künstler unterstreicht so dessen neue Rolle, dass diese
Arbeit kein Bild mehr ist. Die Bilder bilden heute überhaupt nichts mehr ab,
sie sind das, was sie sind, ein Missverständnis entsteht, weil das Bild noch
immer Bild heißt, obwohl es keines mehr ist, sondern etwas anderes. Das Problem
des Unverständnisses liegt daher nicht in der Kunst, sondern in der Sprache,
die noch keinen neuen Begriff eingeführt hat, der das heutige Bild besser
bezeichnen würde. Dieses Dilemma ist in der Bildhauerei zufriedenstellend
mit dem neutralen Begriff Skulptur gelöst, der für ein Kunstwerk im heutigen
Sinn stehen soll, während der Ausdruck Plastik die dreidimensionale Darstellung
einer Realität bezeichnet.
Der Dualismus zwischen Perzeption und Repräsentation ist in der europäischen
Kultur, die diese zwei Vorstellungsarten nicht gleichsetzt, sondern
nebeneinander stellt, eine schon sehr alte Antinomie. Die Perzeption
ist besser, wahrhafter, da sie der Erfahrung am nächsten ist, während die
Repräsentation stets suspekt ist, da sie nie etwas anderes ist als eine Kopie,
eine Widerherstellung in anderer Form, eine Sammlung von Zeichen für die
Erfahrung. Die Perzeption ist näher der Realität,
während die Repräsentation in unüberbrückbarer Distanz zu ihr steht und die
Realität nur in Form von Surrogaten, das heißt über Zeichen-Server
vergegenwärtigt. Aufgrund dieser ihrer Distanz zum Wahrhaftigen steht sie immer
im Verdacht der Täuschung.[5]
Diese platonische Ablehnung der Repräsentation als Einladung zur Täuschung ist
einer der Gründe, weshalb die bildende Kunst heute überhaupt nichts mehr
darstellt, repräsentiert.
Im 20. Jahrhundert hörten die
Künstler unter dem Druck der diversen Katastrophen auf, Illusionisten zu sein,
weil die Illusion unmoralisch, eine Täuschung ist und weil sich der Auftrag der
Kunst geändert hat. Die Realität ist allzu schmerzhaft geworden, hie und da ist
sie vor den Augen der Menschen zusammengebrochen, oder nach Adorno: Kunst ist nach
Auschwitz nicht mehr möglich. Die Darstellung der Natur verlor ihre Bedeutung,
in einer unmoralischen Welt musste wenigstens die Kunst moralisch bleiben. Die
Illusion überließ die bildende Kunst dem Film und der Fotografie. Natürlich hat
diese ihre moralische Haltung gegenüber der Realität nachgelassen, als der
Markt die Rolle des Schiedsrichters übernahm.
4.
Gerhard Richter überwand
möglicherweise als Erster die Dichotomie zwischen mimetischer und
nichtmimetischer Malerei. Ohne große Worte malte er sowohl mimetische als
realistische und andere nichtmimetische, abstrakte Bilder. Mit dieser
Nichtdifferenzierung zwischen den beiden Limits der Malerei überwand er die
ideologischen Kämpfe und machte sie obsolet. Er überwand den ontologischen
Charakter des Bildes, wie er seit der Antike bis zu diesem Zeitpunkt Gültigkeit
hatte. Vielleicht hat dies eine noch größere Bedeutung als Duchamps Versetzung
von Kunstgegenständen aus dem Kontext der Kunst in die Alltagswelt und
umgekehrt oder die Schaffung neuer nichtsymbolischer Entitäten der Minimal Art.
Robert Rauschenberg sagte
einmal: „Ein paar Strümpfe sind zur Herstellung eines Bildes nicht weniger
geeignet als Holz, Nägel, Terpentin, Öl und Leinwand.“ Rauschenberg vereinigte
das Prinzip des Readymade und des Bildes, als er
alltägliche Gegenstände auf dem Bild montierte.
Ein Vergleich von Prančičs
Arbeiten mit jenen von Anselm Kiefer zeigt, dass sich beide der Aufteilung der
Bildfläche in Bahnen bedienen und illusionistische Hilfsmittel wie etwa die
Zentralperspektive verwenden. Doch bleibt Kiefers Bild eine Abbildung, was auch
der Titel vermuten lässt, der das Bild als (ironische) Darstellung eines
Ereignisses einordnet, möglicherweise auch in surrealistischer Weise, denn das
Bild ist nicht unbedingt eine direkte Widerspiegelung dieses Ereignisses. Bei Prančič ist das Bild stets nur ein Objekt, das nichts abbildet,
ein Gegenstand, der allen übrigen Gegenständen gleicht. Was diesen Gegenstand
als Kunstwerk konstituiert, ist die besonders virtuose Handhabung der
malerischen Mittel, die uns die Wirkung eines Bildes herbeizaubert, das es aber
im Grunde genommen nicht ist.
Darin liegt Prančičs Logik der Veränderung.
Obwohl er klassische malerische Mittel verwendet, ist sein Ziel nicht ein Bild,
sondern ein Gegenstand, der alle Merkmale eines Bildes besitzt: Er ist schön,
malerisch, er begeistert durch seine Farbe, seine subtilen Nuancierungen. Das
Auge des Betrachters gleitet über die Oberfläche und sucht nach
Ausgangspunkten, Anzeichen, die auf eine andere Realität außerhalb des Bildes
hinweisen könnten. Wenn er diese findet, beginnt er das Bild als Landschaft zu
lesen, doch gibt es zu wenige Anzeichen, um das Bild ohne weiteres als
Landschaft interpretieren zu können. Und da ist noch etwas: Wenn der Maler
feststellt, dass das Bild zu sehr einer Landschaft gleicht, fügt er textiles
Material hinzu, überdeckt es mit Schwarz oder kehrt es um, so dass die Bahnen
nicht mehr horizontal, sondern vertikal verlaufen und so unsere Deutung des
Bildes entscheidend verändern.
Prančič verwendet Malweisen wie Perspektive, Farbe und
andere Elemente in traditioneller Weise, doch ist es für den Betrachter völlig
überraschend, auf dem Bild kein Abbild erkennen zu können. Obwohl das Bild in
seiner Grammatik lesbar ist, bleibt sein Inhalt offen, anderswo. Sind wir
heute, jenseits des Dilemmas von Realismus und Abstraktion, von Mimetischem und
Nichtmimetischem, bereit, Form und Inhalt,
Aufbau eines Kunstwerks und
dessen Auftrag getrennt zu erfassen? Prančič komponiert seine Bilder
sehr modernistisch, in der Art des Abstrakten Expressionismus und der Minimal
Art. Die Verwendung dieser Stilrichtungen bildet jedoch nur die Außengrenze,
das Resultat liegt jenseits des modernistischen Dilemmas zwischen Abstraktem
und Realem, das Resultat ist eine Arbeit, die kein Bild mehr ist, sondern ein
Kunstgegenstand, der anders ist von allem, was wir bisher kannten, ein
posthumanistisches Artefakt.
Jernej Kožar
[1] Rosalind
E. Kraus, The Originality of the Avant-Garde and Other Modernist Myths. The MIT Press, Cambridge, Massachusetts,
1986. S. 10.
[2] Ib., S.
113.
[3] Surrogat,
Proxy-Server.
[4] Rosalind
E. Kraus, The Originality of the Avant-Garde and Other Modernist Myths. The MIT Press, Cambridge, Massachusetts,
1986. S. 109.
[5] Ib., S.
94-95.