Zusammenfassung
Als sich im 16. Jahrhundert der Protestantismus auch in die innenösterreichischen Erbländer Kranjsko, Koroško und Štajersko ausdehnte, wurde es für die Landesstände unerlässlich, das Schulwesen auf formeller Ebene zu regeln, wobei es sich zunächst um das Schulwesen der Gelehrsamkeit, heutiges Sekundarschulwesen, handelte. Darauf sind in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in den Hauptstädten aller drei Länder die sogenannten Standes- bzw. Landesschulen zurückzuführen, deren Aufgabe es war, die Schüler auf das Unversitätsstudium vorzubereiten und ihnen eine allgemeine humanistische Bildung zu vermitteln. Die Inhalte derartiger Schulen wurden von künstlerischen Fakultäten übernommen.
Die meisten Verdienste für die Gründung der Standesschule (schola procerum Landtschafft Schüell) hatte der Superintendent der protestantischen Kirche Primož Trubar, der auch die Cerkovna ordninga, eine Art Programmschrift und Regelung der Lokalkirche zusammenstellte. Ein Teil der Cerkovna ordninga ist auch den Schulen gewidmet und vermittelt Trubars Ansichten über die Regelung des Landesschulwesens. Am 30. Oktober 1598 erließ der Landesfürst, Erzherzog Ferdinand, die Verordnung, nach welcher sämtliche protestantische Prädikanten und Lehrer verpflichtet waren, Ljubljana vor Sonnenuntergang zu verlassen – an diesem Tag wurde auch die Ljubljanaer Standesschule aufgelöst.
In all ihren Wirkungsjahren war die Standesschule wegen Geldmangels Problemen gegenübergestellt, die es in ähnlichen Schulen in den Ländern mit einem protestantischen Herrscher nicht gab.
Die einzige Schule in Kärnten, die man mit den deutschen protestantischen Gymnasien vergleichen könnte, war die Landes- bzw. Standesschule in Klagenfurt (schola provincialis, die adelige Schule und auch collegium sapientiae et pietatis), gegründet im Jahre 1560.
In Štajersko war die zentrale Vorbereitung auf die Universität die protestantische Standesschule (Landschaftsschule, schola procerum) in Graz, die zwar bereits 1553 wirkte, die erste Schulordnung jedoch wurde von den Landesständen erst 1574 bestätigt. Die Schule wirkte bis zum Jahre 1597.
Ende des 16. Jahrhunderts, bevor die Standesschulen irgendwelche zufriedenstellenden Ergebnisse hervorzubringen vermochten und die Struktur noch in den Kinderschuhen steckte, wurde ihre Entwicklung leider unterbrochen. Ungeachtet der Kürze ihrer Wirkungszeit, leisteten alle drei Standesschulen, und insbesondere die von Ljubljana, einen erheblichen Beitrag zur Festigung und Förderung der humanistischen Bildung auf slowenischem Gebiet.