Page 63 - [Peter_Menzel,_Faith_D’Aluisio]_Mahlzeit_Auf_80(BookFi.org)

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Alu bhorta (gestampfte Kartoffeln mit Zwiebeln und Chilischoten), 50 g
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weißer Reis, 260 g
MITTAGESSEN
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ABENDESSEN
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weißer Reis, 260 g
IM LAUFE DES TAGES
Wasser, von Hand aus dem öffentlichen Brunnen gepumpt, 5 l
KALORIEN
1800
!LTER ä äsä'Rš”E ä
äCMäsä'EWICHT ä äKG
Noch arbeiten die meisten Bürger von Bangla-
desch in der Landwirtschaft, doch die Textilin-
dustrie ist dabei, das Land zu verändern. Man-
che sagen, der Erfolg der Fabriken basiere auf
den Niedriglöhnen, was zutrifft. Doch die Indus-
trie hat Chancen geschaffen, wo es, besonders
für Frauen, vorher fast keine gab – ein kleines
Wirtschaftswunder für Menschen, die kaum
eine andere Wahl haben.
DHAKA
s Weil die Zustände in manchen Textilbe-
trieben in Bangladesch in den vergangenen Jah-
ren immer wieder für Schlagzeilen im Ausland
gesorgt haben, ist es nachvollziehbar, dass die
Firma Ananta Apparels misstrauisch reagiert, als
wir sagen, dass wir in einem Buch über
Ernährung und Kultur eine ihrer Näherinnen
vorstellen wollen. Doch nachdem wir unser Pro-
jekt erläutert und die Manager die Einhaltung
der internationalen Mindeststandards bei den
Arbeitsbedingungen beteuert haben, dürfen wir
in ihrer Fabrik im Zentrum der Hauptstadt
Frauen ansprechen.
Wir drängen uns durch mehrere Etagen vol-
ler emsiger Zuschneiderinnen, Näherinnen,
Wäscherinnen und Designerinnen, bis uns die
20-jährige Ruma Akhter auffällt, die auf ihrer
Maschine gerade das Bein einer Jeans zusam-
mennäht, ein kleiner Teil EINERä'RO”BESTELLUNGä
einer bekannten US-amerikanischen Beklei-
dungskette. Sie betrachtet eingehend die Bilder,
die wir bereits für unser Buch aufgenommen
haben, schmunzelt, als wir ihr das Foto des
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äZEI-
gen, und erklärt sich bereit zum Mitmachen.
Tausende von Bengalen vom Land kommen
jedes Jahr, ermuntert von den Berichten von
Freunden und Bekannten, auf der Suche nach
Arbeit und Lohn in die Hauptstadt. Als Ruma,
das älteste von vier Kindern, zwölf Jahre alt
war, zog die Familie vom Dorf, wo man Linsen,
Reis und Jute angebaut hatte, nach Dhaka –
wie die meisten ihrer Nachbarn. Als wir Ruma
zu Hause in ihrem Quartier Kamrangirchar, nord-
westlich vom Zentrum, besuchen, stellt man
UNSä#OUSINS äZWEIä4ANTEN äEINEä'RO”MUTTERäUNDä
mehrere alte Freunde der Familie aus dem Dorf
vor. Alle wohnen sie in der Nachbarschaft.
Die Akhters teilen sich eine drei mal drei
Meter große Wellblechhütte, eine von Hun-
derten gleichen Einraum-Behausungen in end-
losen Reihen. Jede Familie zahlt im Monat 900
Taka (etwa 9,80 Euro) Miete. Schmale Wege
FÓHRENäZUä'EMEINSCHAFTSKÓCHEN ä4OILETTENäUNDä
zur Hauptstraße der Siedlung. Die Häuser ste-
hen auf Betonplatten, damit sie bei den häufi-
gen Überschwemmungen trocken bleiben. Trotz
der Enge sind die winzigen Heimstätten drinnen
und draußen sauber und gepflegt. Auch die
Wege aus gestampftem Lehm werden von den
Bewohnern regelmäßig gefegt. Unangenehm ist
nur, dass sich rings um die Siedlung der Müll zu
Bergen türmt und bei Regen immer wieder zwi-
schen die Häuser geschwemmt wird.
Ruma Akhter
Die Näherin in der Fabrik
BANGLADESCH
EINE TAGESRATION
IM DEZEMBER