DHAKA
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Dach eines Waggons kam der zwölfjährige Ala-
min Hasan in Dhaka an, um sich Arbeit zu
suchen. Am Bahnhof sah er, wie Jungen den
Reisenden die Koffer trugen und dafür ein paar
Münzen bekamen. Und hat seither den Bahnhof
nie mehr verlassen. Er schaute den offiziellen
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zu, und am nächsten Tag baggerte er selbst um
Koffer. Jetzt, nach zwei Wochen auf dem Job,
hat er gelernt, wann er zurücktreten muss, um
nicht geprügelt zu werden. Streit ist an der
Tagesordnung, und wer am brutalsten vorgeht,
bekommt den Löwenanteil an Aufträgen.
Mindestens 60 Prozent der Bangladeschis
leben auf der Kippe, in bitterer Armut in einem
der am dichtesten besiedelten Länder der
Erde. Für viele arme Landbewohner erscheint
die Hauptstadt als Leuchtfeuer der Hoffnung
– bis sie dort ankommen und feststellen, dass
es zu wenig Arbeit für zu viele Menschen gibt.
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Zigaretten ausgibt. Wenn es gut läuft, kauft er
sich bei einem Straßenhändler vor dem Bahn-
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besonders guten Tagen reicht es dann noch für
Tee und Brot am nächsten Morgen.
Als wir ihm begegnen, hat Alamin ein paar
Münzen in der Tasche, da er gerade einem
Reisenden den Koffer vom ersten Frühzug zum
Rikschastand getragen hat. Er hat den Job
ohne Streit oder Rangelei gekriegt, weil die
anderen Jungen noch auf dem Bahnsteig
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Dienst noch gar nicht angetreten hatten.
In der Nacht davor war es leider überhaupt
nicht gut gelaufen. Wie die anderen Jungen
schlief Alamin auf dem überdachten Bahn-
steig. Beim Aufwachen am Morgen war der
Rest der gestrigen Einnahmen aus seinen
Hosentaschen gestohlen.
Bevor er nach Dhaka kam, war Alamin zur
Schule gegangen, bis sein Vater die Familie
verließ, um mit einer anderen Frau neu anzu-
fangen – finanziell und emotional ein Schock
für Mutter und Sohn. Als die Mutter erklärt, sie
könne ihn nicht länger durchfüttern, und ihn
rauswirft, geht er nach Dhaka. Als wir sie an-
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sie: »Welche Mutter wirft denn ihren Sohn
hinaus?« Doch sie bittet ihn nicht, zurückzu-
kommen, sondern fragt unseren Dolmetscher,
ob der ihm nicht einen besser bezahlten Job
besorgen könne. Damit er dann der Mutter
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M A H L Z E I T
FRÜHSTÜCK
Süßes Weißmehlbrötchen, 80 g
s
Schwarztee mit gezuckerter Kondensmilch und Zucker, 120 ml
MITTAGESSEN
ää'EMÓSECURRYäAUSä+ARTOFFELN äGRÓNENä"OHNEN ä:WIEBELNäUNDä+NOBLAUCHäMITä'ELBWURZ ä äGä
s
weißer Reis, 365 g
ABENDESSEN
ää'EMÓSECURRYäAUSä4OMATEN äWEIEMä2ETTICH ä:WIEBELNäUNDä+NOBLAUCHäMITäGEMAHLENEMä#HILIäUNDä'ELBWURZ ä äGä
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DEN TAG HINDURCH
Schwarztee mit gezuckerter Kondensmilch und Zucker, 120 ml
s
Zigaretten (5)
s
gekochtes Wasser, 1 l
KALORIEN
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äCMäsä'EWICHT ä äKG
Der zwölfjährige Ausreißer Alamin Hasan auf
dem Bahnhof in Dhaka, wo er arbeitet und schläft,
mit einer typischen Tagesration (rechts). Beim
Koffertragen verdient er genug, um mehr essen zu
können als früher zu Hause bei der Mutter
Alamin Hasan
Der Ausreißer und Kofferträger
BANGLADESCH
EINE TAGESRATION
IM DEZEMBER