Page 31 - [Peter_Menzel,_Faith_D’Aluisio]_Mahlzeit_Auf_80(BookFi.org)

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UJJAIN, MADHYA PRADESH
äsä6ORä ä*AHRENä
schenkte der einmal verwitwete, einmal ge-
schiedene Bauer Sitarani Tyaagi seinen
ganzen Besitz, Felder, Trecker, Vieh und
Haus, seinem Bruder, entsagte dem materiel-
len Leben und wurde Sadhu.
Asketen sind in Indien ein gewohnter
!NBLICK ä 3IEä LEBENä ALLEINä ODERä INä 'RUPPEN ä
ihr einziger Besitz ist eine Matte zum Schlafen
UNDäEINä'EFؔäFÓRä7ASSER äw)CHäSAHäDIEä3ADHUSä
und ihre Art zu leben, und es schien mir ein
gutes Leben zu sein«, sagt Sitarani Tyaagi.
Als Bauer hatte er drei Mahlzeiten pro Tag
genommen, als Asket eine einzige. Wie die
Millionen von Sadhus, die auf der Suche nach
Erleuchtung durchs Land wandern, bekommt
Sitarani seine Mahlzeit von unbekannten
gläubigen Hindus oder von einem Ashram,
EINERä!RTä+LOSTER ä.ACHäDEMä'LAUBENäDERä(IN-
dus beschert es dem, der einen hungrigen
Sadhu abweist, ein schlechtes Karma.»Die
-ENSCHENä SINDä GRO”ZÓGIGä IMä'EBENi ä SAGTä
Sitarani.
3EINEä-AHLZEITäHEUTEä ISTäDIEä'ABEäEINESä
Ashrams in der Stadt Ujjain im Bundesstaat
Madhya Pradesh, anlässlich von Kumbh Mela
– dem Fest des Kruges. Nach der Legende
der Hindus fielen einst bei einem Kampf zwi-
SCHENä'šTTERNäUNDä$ØMONENäVIERä4ROPFENäAUSä
einem Krug mit dem Nektar der Unsterblich-
keit auf die Erde. Dort, wo die Tropfen auf den
Boden trafen, entstanden die Städte Allaha-
bad, Haridwar, Nasik und Ujjain. Und so wird
heute alle drei Jahre abwechselnd in einer
dieser Städte ein Monat lang das Fest des
Kruges gefeiert, bei dem Sadhus und Millio-
NENäEINFACHERä'LØUBIGERä ZUSAMMENSTRšMEN ä
um sich im Wasser des heiligen Flusses jener
Stadt zu reinigen.
Pilger müssen essen, und dafür errichten
die Ashrams am Ort Zelte, in denen täglich
Tausende warme vegetarische Mahlzeiten an-
geboten werden: Currygerichte, Reis und Hül-
senfrüchte und Fladenbrot. Jeder ist willkom-
men, solange der Vorrat reicht.
Sitarani, der sich gemäß der Tradition der
eigenen Familie ebenso wie dem religiösen
'EBOTäDERä'EWALTLOSIGKEITäGEGENä4IEREäSEITäJE-
her vegetarisch ernährt, vermisst seine drei
Mahlzeiten nicht. »Ich esse das, was ich es-
sen muss«, sagt er.
$AHEIMäINäSEINEMä!SHRAMäIMä"EZIRKä'UNA ä
ä+ILOMETERäNORDWESTLICHäVONä5JJAIN äNIMMTä
er manchmal türkischen Honig und Tee zum
Frühstück. Doch zu Hause ist er nur ein oder
zwei Monate in jedem Jahr.
FRÜHSTÜCK
ää'EKOCHTESä7ASSERäAUSäSEINEMä-ESSINGKESSEL ä äL
MITTAGESSEN
ää+ARTOFFELCURRY äZUBEREITETäMITä"UTTERSCHMALZ ä4OMATEN ä+ORIANDERSAMENäUNDä KRAUT ä+REUZKÓMMEL ä'ELBWURZäUNDäZERSTO”ENENä#HILISCHOTEN ä
120 g
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äGä
s
weißer
Reis, 225 g
s
Puri (frittiertes Brot), 100 g
ABENDESSEN UND WÄHREND DES GANZEN TAGES
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KALORIEN
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äKG
Der Sadhu Sitarani Tyaagi in einem Ashram in
Ujjain mit seiner typischen Tagesration (links);
Hunderte Nagas – Sadhus, die nackt gehen – vor
ihrem rituellen Reinigungsbad im heiligen Fluss
Shipra anlässlich des Pilgerfestes Kumbh Mela
Sitarani Tyaagi
Der Sadhu
INDIEN
EINE TAGESRATION
IM APRIL