Page 198 - [Peter_Menzel,_Faith_D’Aluisio]_Mahlzeit_Auf_80(BookFi.org)

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M A H L Z E I T
BEI CAVIANA, AMAZONAS
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bunter Aras fliegt über die Baumwipfel beim
entlegenen Haus von Solange Da Silva Correia
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jeden Tag vorbei«, sagt sie und schält und isst
eine kleine gelbgrüne Frucht der Tucumapalme,
die sie nicht weit vom Haus im Wald aufgesam-
melt hat. Ihr Mann Francisco schaut von seinem
Kanu den Papageien nach, während er auf dem
Weg zur Weide seiner 28 Rinder im Fluss seine
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nachmittags vorbei«, sagt er.
Solange and Francisco leben ein paar Kilo-
meter außerhalb des Dorfes Caviana in einem
wackeligen Holzhaus an einem kleinen Neben-
arm des Solimoes – des oberen Amazonaslaufs
im brasilianischen Bundesstaat Amazonas.
Von ihrem Außenposten fährt man mit dem
Boot sechs bis acht Stunden westwärts in die
Stadt Tefe oder nach Osten in die Amazo-
naskapitale Manaus. Entlang dem gesamten
Flusssystem des Amazonas ist der Wasserweg
die einzige Verbindung zwischen den entle-
genen Siedlungen.
Das Dorf Caviana verfügt über Brunnenwas-
ser, gelegentlich elektrischen Strom, ein einzi-
ges Telefon, einen PKW und zwei Lastwagen –
mit denen man praktisch nirgendwo hin fahren
kann. Im Haus von Solange, 20 Bootsminuten
vom Dorf entfernt, gibt es weder Trinkwasser
noch elektrisches Licht. Sie holen ihr Wasser
aus Caviana, halten es in Tonkrügen kühl und
gefrieren es im Haus ihres Sohnes, um damit
verderbliche Lebensmittel in Kühlboxen zu
schützen.
An solch ein Leben war Solange nicht ge-
wohnt, als sie in Tefe aufwuchs, einer Stadt, die
schon damals über zivilisatorische Errungen-
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viel mühsamer«, sagt sie. Als sie mit 16 Jahren
Francisco kennenlernte und heiratete, baute er
in der Nähe der Stadt Jute an. Das Paar lebte
drei Jahre in Tefe, bis Franciscos Vater den
Sohn bat, doch zu ihm hinaus auf das Anwesen
der Familie bei Caviana zu ziehen. Ihre drei
Kinder sind hier geboren, doch das jüngste,
eine Tochter, starb im Alter von zwei Jahren auf
dem Boot, auf dem Weg zum Arzt nach einer
tragischen Vergiftung.
Die Familie lebt von der Rinderzucht und
vom Fischfang. Wie die meisten Fischer an
den Zuflüssen des Amazonas setzt Francisco
lange Stellnetze im Flusslauf. Obwohl es an-
genehmer wäre, in der Kühle der Nacht zu fi-
schen, hat Francisco das aufgegeben – weil er
schon zu viele unheimliche Begegnungen mit
Alligatoren hatte.
Auch die Rinder sind durch Raubtiere –
besonders Jaguare – gefährdet. Jedes Jahr ver-
liert Francisco drei bis vier Tiere durch die
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Die Bäuerin im Regenwald
FRÜHSTÜCK
Tucuma-Palmfrüchte aus dem Regenwald beim Haus (5), 250 g
s
Kaffee (2), 250 ml,
mit milchfreiem Kaffeeweißer (nicht im Bild), 2 TL, und Zucker, 45 g
MITTAGESSEN UND ABENDESSEN, GLEICHZEITIG ZUBEREITET
Pfauenbarschköpfe, gefüllt mit
grünen Mangos und pochiert mit Zwiebeln, Knoblauch und Zitronensaft, 500 g (Rohgewicht der
Fischköpfe)
s
Brühe vom Fischkochen (nicht im Bild), 300 ml, mit Salz, 1 EL
s
weißer Reis, 260 g
s
Wachtelbohnen, 150 g (Trockengewicht), die eingeweicht und mit Wasser, Zwiebel, 90 g, Knoblauch,
3 g, und Pflanzenöl, 1 EL, gekocht werden
s
Maniokmehl zum Bestreuen aller Speisen, 275 g
SNACKS UND SONSTIGES
Gedämpfter salziger Maismehlkuchen, 135 g, mit Margarine (nicht im
Bild), 1 TL
s
Mangos (6), 730 g
s
Roscas (ringförmige harte Kekse) 36 g
s
gefüllte Kräcker, 23 g
s
Guarana-Fruchtsaftgetränk mit Koffein, 1 l
s
Brunnenwasser, 2 l
KALORIEN
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BRASILIEN
EINE TAGESRATION
IM NOVEMBER