... Entschiedener schloß sich der spätromantischen bzw. neuromantischen Richtung Risto Savin (Friderik Sirca, 1859 - 1948) an, der Berufoffizier war und bei Robert Fuchs in Wien Komposition studiert hatte. Der Bruch mit dem unmittelbar vorausgegangenen Stil hatte sich bereits in seinen um die Jahrhundertwende entstandenen, harmonisch kühnen Sologesängen angekündigt. Noch stärker betonte er seine moderne Haltung in seinen Opern, für die er die Stoffe aus der slowenischen Geschichte wählte (Gosposvetski sen - "Der Traum von Zollfeld"), ferner aus der Volksdichtung (Lepa Vida - "Die schöne Vida") und aus dem tragischen Geschick des slowenischen und kroatischen Volkes aus der Zeit der Bauernaufstände (Matija Gubec).
Von diesen Opern ragen die zweite (1907) und die dritte 81922 - 1923) hervor, während die erstgenannte (1921) künstlerisch weniger gelungen ist. Angesichts ihrer Themen überrascht es nicht, wenn wir hier verhältnismäßig häufig melodische und rhythmische Elemente der Volksmusik antreffen, volksmusikalische Zitate oder Stilisierungen oder auch nur Anlehnungen an die Ausdrucksmittel dieser Musik. Kompositionstechnik und Form zeigen originale Methoden, aber auch fremde Vorbilder sind zu erkennen, die für Savins genaue Kenntnis der europäischen Oper in der neu- und nachromantischen Periode sprechen.Motive, die den Wagnerschen Leitmotiven vergleichbar sind, von Savin aber "Situationsmotive" gennand werden, sind in seinen Opern weit ausgesponnen. Es handelt sich um harmonisch reiche Werke mit stellenweise so starker Chromatik, daß die Tonalität der Akkorde verschleiert wird, obwohl sie stets bestimmbar bleib. Der Klangeindruck wird durch effektvolle Instrumentierung erhöht, die den Einfluß von Richard Strauss erkennen läßt. Wie die Sologesänge werden auch die Opern Savins von individuellen Ausdruck geprägt. Hier tritt das symphonische Prinzip zum ersten Mal in der slowenischen musikalischen Dramatik in Erscheinung, welches sich auf das weitere Opernschaffen fördernd augewirkt hat ...