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Werner Paul Werner, Muenchen D

DIE VERBURGERLICHUNG DER BAUERLICHEN BAUKULTUR IN OBERBAYERN IM 19. JAHRHUNDERT UNTEN DEM EINFLUSS DES HISTORICISMUS

Bauerliche Baukultur - das bedeutet in Bayern etwa den Zeitraum von 1500 - 1900, also 4 Jahrhunderte. Das alteste noch vor Ort stehende Bauernhaus ist mit 1515 datiert, die jungsten, bereits in unserer Denk malliste verzeichneten Bauernhofe stammen aus der Zeit vor und kurz nach dem II. Weltkrieg.
Der modische Trend zum Massivbau war besonders ausschlaggebend - in einem alten Holzhaus fuhlten sich nun viele reichere Bauern als ruckstandige Hinterwalder, jeder trachtete nach einem reprasentativen Steinhaus. Die um 1850 einsetzende grossburgerliche Mode, sich am Lande Villen fur die "Sommerfrische" zu schaffen, lieferte ebenso Vorbilder fur stadtische Gestaltung wie der Wiederaufbau ganzer Stadte, die nach den letzten grossen Stadtbtanden um 1850 meist ganzlich in historisierendem Stil erfolgte.
Die grosse Masse der oft phantasielosen und kummerlichen masivbauten mit sparlichem Einsatz von Rustizierung oder Bandergliederung und Fensterumrahmung wird uberragt von einer Reihe aussergewohnlich reich gestalteter Bauten mit ausgewogener farbiger Stuckierung. Einige Hofe aber sind so phantasticsh und formenreich gestaltet worden, dass sie wohl weltweit zu den schonsten Bauernhofen des 19. Jh. zahlen.